1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
und Russen entgegen geführt. In Sachsen, bet Großgörschen
und bei Bautzen, geschahen die ersten Schlachten. Mit Helden-
kühnheit fochten hier vor allen die jungen preußischen Krieger;
doch die Franzosen behaupteten zuletzt das Schlachtfeld und die
Verbündeten zogen sich in guter Ordnung vor der feindlichen
Übermacht zurück. Bald aber folgte diesem Zurückweichen ein
mutiges Vorwärtsdringen. Den Russen und Preußen schlossen
sich die Österreicher an, und drei Heere standen nun dem fran-
zösischen Kaiser entgegen. Den Oberbefehl über die gesamte
verbündete Streitmacht führte der österreichische Feldmarschall
Fürst Schwarzenberg; der oberste Feldherr der Preußen war
der General Blücher.
Dieser edle Preußenheld, ein Greis an Jahren, ein Jüng-
ling an Feuer und Kampfeslust, hat den Franzosen die
grimmigsten Schläge ansgeteilt. Zuerst besiegte er sie in der
Schlacht an der Katzbach in Schlesien. Verwegenen Mutes
zog dort ein französisches Heer über das Flüßchen heran; da ruft
Blücher seinen Kriegern zu: „Nun hab' ich genug Franzosen her-
über, jetzt, Kinder, vorwärts!" Dies „Vorwärts" dringt allen
ins tiefste Herz. „Hurrah!" jauchzen sie und stürzen sich auf
den Feind. Der Regen rauscht in Strömen herab, an ein
Feuern ist nicht zu denken, und mit Bajonett und Kolben bricht
das Fußvolk, mit geschwungenem Säbel die Reiterei in die
Feinde ein, der alte Blücher, das Schwert in der Faust, allen
voran. Mann an Mann wird gefochten, mit Mut und Wut,
bis die Feinde das Feld räumen. Eine große Menge der
Flüchtigen ertrinkt in den geschwollenen Fluten der Katzbach,
viele Tausende werden gefangen. Von diesem Tage nannten die
Soldaten ihren Blücher den „Marschall Vorwärts", denn
der König erhob ihn bald darauf zum Feldmarschall. Um
dieselbe Zeit erkämpften die Verbündeten noch manchen anderen
herrlichen Sieg. So schlugen sie Napoleons Feldherren in den
Schlachten bei Großbeeren in der Nähe von Berlin, bei
Kulm in Böhmen und bei Dennewitz unweit Wittenberg.
Dann drangen ihre Heere gegen Leipzig heran, wo Napoleon
seine ganze Streitmacht zusammengezogen hatte. Da begann am
16. Oktober der viertägige ungeheure Kampf, an welchem, mit
Ausnahme der Türken, alle Völker Europas teilnahmen — die
Völkerschlacht bei Leipzig. Über 250,000 Mann Ver-
bündete standen gegen das 150,000 Mann starke Heer
Napoleons. Über 1000 Kanonen donnerten gegen einander,
so daß die Erde im weiten Umkreise erbebte. Mit unerhörter
Anstrengung wurde am ersten Tage gerungen; vorzüglich war es
wieder der alte Blücher, der mit seinen Tapferen löwenkühn die
Feinde zurückwarf, bis der Abend hereinbrach und das weitere