1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Pferdes bedecken kurze, dicht anliegende Haare von sehr
verschiedener Farbe. Der Schwanz ist langhaarig, fast bis
zur Erde herabreichend. Auch von dem Halse wallt eine
langhaarige Mähne herab.
Das Pferd ist jetzt als treuer Gefährte des Menschen
fast über die ganze Erde verbreitet. Nach den verschie-
denen Himmelsstrichen und Nahrungsmitteln hat sich seine
Körperbildung abgeändert, und es sind verschiedene Rassen
entstanden. Die arabischen Pferde werden einstimmig für
die besten gehalten; dann folgen die englischen. Die letz-
teren sehen nicht schön aus, laufen aber unglaublich schnell.
In unserem Vaterlande wird die Pferdezucht in so
grosser Ausdehnung betrieben, dass viel mehr Pferde er-
zeugt werden, wie Deutschland bedarf, während z. B. Frank-
reich durchschnittlich alle Jahre gegen 25,000 vom Aus-
lande, und zwar hauptsächlich von Deutschland bezieht.
Als die vorzüglichsten Rassen gelten die littauische, meck-
lenburgische, holsteinische und oldenburgische.
Das Pferd verlangt, um gut zu bleiben, eine sorgsame
Pflege und freundliche Behandlung. Hafer, Heu und Klee
sind seine gewöhnliche Nahrung; die Körner werden meist
mit Häcksel gemischt. Durch Nässe verdorbenes Futter ist
der Gesundheit des Pferdes schädlich. Zur Erhaltung der-
selben ist besonders auch notwendig, dass es in einem
trockenen und warmen Stalle untergebracht und tägliche
Reinigungen seines Körpers durch Waschen und Kämmen
vorgenommen werden. Durch Verwahrlosung und harte
Behandlung wird das beste Pferd verdorben, und es ist da-
her eben so unedel als unklug, wenn Landwirte ihre nütz-
lichsten Haustiere schlecht halten und misshandeln.
Manche verderben ihre Pferde dadurch, dass sie die-
selben zu frühzeitig arbeiten lassen. Ein Pferd soll nicht
früher zur wirklichen Arbeit verwendet werden, als bis es
vier Jahre alt ist. Auch muss man sich in acht nehmen,
ihm zu schwere Lasten zuzumuten. Wenn ein Pferd gut
behandelt wird, so kann es 20—30 Jahre alt werden. Die
Einrichtung der Pferdehufe verdient eine besondere Beach-
tung. Die Hufe sind nämlich nicht die Füsse des Pferdes,
wie man glauben sollte, sondern das Pferd hat an jedem
Fusse eine Zehe und zwei verkümmerte Seitenzehen, welche
alle von einem schuhförmigen Nagel, dem Hufe bedeckt
werden. Das Pferd tritt nur mit den Hufen auf. Bis-
weilen können sich die Pferde ohne Hufeisen behelfen.
Sollen sie aber auf harten Wegen gehen, so müssen sie stets
beschlagen sein. Die Brauchbarkeit der Pferde hängt mit