1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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steigende, gelbgrüne, längere Teil heißt der Staubweg, die
Öffnung oben die Narbe. — Wenn nun die Sonnenwärme den
Blütenstaub in den Staubbehältern gereift hat, dann springen
diese aus. Schüttelt der Wind, wäscht der Regen oder tragt
ein Insekt die gelben Stäubchen auf die klebrige Narbe, so
wachsen sie als weißer Schlauch bis in den Fruchtknoten hinunter.
Nun beginnt eine wichtige Veränderung in der Pflanze. In
dem Fruchtknoten befindet sich nämlich eine Samenknospe, und
diese bekommt durch das Hinzutreten des Blütenstaubes die Kraft
zu reifen. Der kleine Fruchtknoten wird nun immer dicker und
größer. Unterdes führt der Wind die weißen Blätter der Krone
hinweg, die Staubfäden verdorren, der grüne Kelch wird braun
und welk. Und wenn nach wenigen Tagen alle diese Teile ab-
gefallen sind, dann sieht man ganz deutlich, wie die Kirsche
immer größer wird. In dem Kern derselben ist der Same ent-
halten, welcher aus der Samenknospe entstanden ist. An der
reifen Kirsche ist nichts mehr von den Blütenteilen wahrzu-
nehmen. Oben an der Kirsche aber ist eine kleine Vertiefung
oder ein feines Körnchen; hier saß der Staubweg, ehe er ver-
dorrte und abfiel. Ähnlich, wie die Kirsche, wachsen die andern
Obstsorten; nur mit dem Unterschiede, daß bei vielen der Frucht-
knoten nicht in dem Kelche, sondern unter ihm sitzt. Daher
bemerkt man oben an dem reifen Apfel einige verdorrte Blättchen;
das sind die verdorrten Kelchblätter. Bernstein.
318. Der Laubwald.
Die Laubwälder bestehen aus laubtragenden Bäumen, z. B.
aus Eichen, Buchen, Birken, Ulmen. Unter und zwischen diesen
Bäumen stehen Gruppen von Sträuchern. Da breitet sich der
Schwarz- und der Weißdorn aus, die Brombeere rankt umher,
und der Haselstrauch mischt sich dazwischen. Unter den Sträuchern
blühen Blumen, summen Bienen und Hummeln. In den
Niederungen wächst Riedgras, und wo ein Wässerchen sich sam-
melt, da steht hohes Schilf. Wo der Wald dicht wird, da bilden
die Sträucher dunkele Gänge, in denen Pilze wuchern.
Ehedem bedeckten solche Wälder einen großen Teil unseres
deutschen Vaterlandes. Die mächtigen Stämme drängten sich an-
einander. Ihre Wurzeln umklammerten sich, so daß über ihnen
die Erde berstend aufsprang. Weil die Wälder große Strecken
des Landes dicht bedeckten, so war es zu der Zeit feuchter und
kälter im Lande, als es jetzt ist. Man suchte umsonst fruchtbare
Weinberge; der Pflug konnte seine Arbeit nur an wenigen
Stellen verrichten. Heute wechseln Wald, Feld und Wiese schön
miteinander ab. Darum können wir uns des Waldes freuen,
der jetzt auch lieblicher ist als ehedem die Waldwildnis.