1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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abpflücken, aber bloß eine, um nicht viel Schaden anzurichten.
Eine ganz eigentümliche Krone hat dieselbe; sie sieht fast ans
wie ein daherflatternder Schmetterling. Auch so viele Blätter
sind daran, wie der Schmetterling Flügel hat, nämlich vier.
Jedes Blatt hat einen besonderen Namen. Das große oben
heißt Fahne, die zwei kleinen Blätter an der Seite heißen
Flügel. ^Das vierte Blatt ist oben zu, läuft in eine Spitze aus
wie ein Schiffchen; es heißt auch Schiffchen. Nehmen wir es
behutsam ab, so sehen wir 10 Staubgefäße und ganz in der
Mitte den Stempel. Pflücken wir die Staubgefäße, deren Fäden
unten eine fast vollständige Röhre bilden, auch noch ab, so können
wir uns den Fruchtknoten gut ansehen. Er ist lang und schmal,
und wenn wir einige Tage warten wollten, so würden wir sehen,
wie er anschwillt und nach und nach sich zu einer langen, schmalen
Hülse ausbildet. Doch wir brauchen nicht einmal zu warten;
auf dem Nachbarstengel ist er schon zu einer Hülse geworden.
Der Schmetterling ist abgefallen, der Kelch aber geblieben. In
der Hülse liegen die Kerne, die wir Erbsen nennen. Solche
Früchte heißen Hülsenfrüchte. Auch die Felderbsen, die Linsen,
die dicken Bohnen, die Stangenbohnen, die Salatbohnen und
die Stranchbohnen sind Hülsenfrüchte; auch sie entstehen aus
Schmetterlingsblüten. Die Schmetterlingsblüten sind zwar
in der Farbe und Größe mitunter verschieden, in der Form aber
alle gleich.
Die Hülsenfrüchte sind außerordentlich nahrhaft; man sollte
sie viel häufiger genießen und nicht, wie es in manchen Gegenden
geschieht, zweimal, oft sogar dreimal des Tages Kartoffeln essen
und Kaffe trinken. Sehen wir uns nur die Soldaten an, wie
gesund und kräftig sind sie bei ihrem schweren Dienst; sie leben
hauptsächlich nur von Hülsenfrüchten. Zudem sind die Hülsen-
früchte verhältnißmäßig sehr billig und erfordern nur wenig Zu-
thaten. Bongard.
323. Hans und Flachs.
Diese beiden Gewächse, welche in Deutschland fast allent-
halben angebaut werden, verdanken ihre Verbreitung weder ihrer
Blüte, noch ihren Früchten, sondern ihrem Stengel. Dieser ent-
hält nämlich zähe Fasern (Bast), welche, nachdem sie von den
spröden, holzigen Teilen befreit sind, biegsame Fäden geben, die
sich spinnen lassen. Welchen unendlichen Nutzen diese gewähren,
kann sich jeder selbst aufzählen, wenn er anadie Waren des
Seilers, an die Fäden, von dem Pechdrahte des Schusters bis zu
dem Zwirn der Nähterin, an die Leinwand, von dem groben
Packtuche bis zu dem feinsten Batist, denkt. Zwar hat man in
neuerer Zeit die ausländische Baumwolle vielfach an die Stelle