1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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mißrieten, dann müßte ein großer Teil der Bewohner Hungers
sterben.
Die Kartoffelstaude wächst aus einer Setzkartoffel, auch wohl
ans einer Hälfte derselben, oder gar aus, einem bloßen Auge.
Gesäet werden die Kartoffeln selten. Doch ist der Same leicht
zu bekommen; er befindet sich in den grünen Beeren, welche in
der Größe und Gestalt einer Kirsche an den Stengeln hängen.
Das Beste an der Kartoffelpflanze sind aber unstreitig die Knollen
an den Wurzeln. Sobald diese im Herbste reif geworden, geht
es schon in der Frühe auf den Kartoffelacker. Die Männer gra-
den oder hacken sie aus, die Weiber und Kinder lesen sie auf und
schütten sie in Säcke, die auf den Wagen geladen und nach-
hause gefahren werden. Von dem Kartoffelstroh machen die
Kinder Feuer an; denn es ist um diese Zeit schon kalt. Auch
bratet man sich gern einige Kartoffeln in der heißen Asche. Am
Abend, wenn alle Säcke gefüllt sind, kommt der Wagen, um sie
abzuholen. Zuhause werden sie abgeladen und in den Keller
geschüttet; denn die Kartoffel kann den Frost nicht vertragen,
und gefrorne Kartoffeln schmecken widerlich süß und faulen bald.
. Aus den Kartoffeln lassen sich mancherlei Gerichte bereiten.
Sie werden mit der Schale in Wasser abgesotten oder roh geschält
und hierauf zu Gemüse, Brei oder Suppe gekocht. Auch Pfann-
kuchen und Klöße macht man davon, und das Kartoffelmehl ver-
wendet man zum Brotbacken. Die Kartoffeln sind nach dem
Brote die gesundeste Speise. Dazu kommt, daß sie auch^zum
Futter für das Vieh dienen. Es ist daher ein großer Segen
von Gott, daß er uns so reichlich Kartoffeln wachsen läßt.
Nach W. Curtman.
327. Das Getreide.
Das Getreide soll den Völkern des Erdkreises Speise
liefern; daher nimmt es vorlieb fast mit jedem Boden. Außer-
ordentlich ist seine Fruchtbarkeit; denn in manchen Gegenden
bringen manche Arten zweihundertfältige Frucht. Selbst der
Winterkälte vermag das zarte Blatt unter der Schneedecke zu
widerstehen, und unter den Fußtritten der Menschen wie der
Tiere zerreißt es nicht leicht; ist es niedergetreten, so richtet es
sich wieder auf.
Unter allen Getreidearten hat sich die Gerste am weitesten
ausgebreitet. Sie ist den Menschen gefolgt in den kalten Norden,
sie gedeiht auch in dem heißen Süden. In den winterlichen
Fluren Lapplands, wo man den Obstbaum und die Eiche ver-
gebens sucht, harrt die Gerste treulich aus und bietet das täg-
liche Brot zu dem Fleische der Fische und zu der Milch des
Renntiers. Gerste und Hafer bilden auch die Hauptkost der Be-