1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
280
wohner von Norwegen, Schweden und Schottland. In Nord-
deutschland wird der Roggen am meisten gebaut. Gerste wird
hier besonders zur Bereitung des Biers und Hafer meist als
Pferdefutter benutzt. Weiter nach Süden gedeiht besonders der
Weizen, und das Brot wird immer weißer auf dem Tische. —
So steht vom äußersten Norden bis zum warmen Süden der
Mensch erwartungsvoll vor den Halmen der Getreidefelder, um
den Segen derselben in Empfang zu nehmen.
Siehe, ich lege dir viererlei Samen vor: Weizen, Roggen,
Gerste und Hafer; sie unterscheiden sich deutlich von einander.
Das Weizenkörnchen ist dicker und kugelig; es hat eine gelbliche
Farbe. Der Roggen ist länger und dünner, dabei mehr grau
gefärbt. Das Gerstenkorn ist noch länger, mit der gelben
Spelzenhülle fest verwachsen; das eine Ende zeigt deutlich die
L-telle, an welcher die lange Granne abgebrochen ist. Das
Haferkorn endlich schimmert goldgelb glänzend wie ein kleines
Kanarienvögelchen. Die Spelzen umschließen es ebenfalls und
tragen manchmal noch die geknieete Granne. Drückst du es
scharf mit dem Finger, so kannst du das eigentliche Samenkorn
herausschälen. Es hat viel Ähnlichkeit mit dem Roggenkorn,
ist aber schlanker und gelber, dabei gewöhnlich von einigen
anliegenden Seidenhaaren glänzend.
Sind aus den Körnern Halme erwachsen,,,so unterscheidet sich
der Weizen durch seine schweren goldfarbenen Ähren leicht von dem
schlankeren graugrünen Roggen. Die Halme des letzteren über-
ragen noch unser Haupt und neigen sich erst, wenn die schweren
Körner sie belasten. Niedriger 'hält sich die Gerste und neigt
sich mit den langen Grannen im Bogen zu Boden. Am leich-
testen macht sich der Hafer bemerklich, der sein flattriges Haupt
im Winde schüttelt. Nach Gude und Wagner.
328. Oie Ernte.
Der liebe Gott mit milder Hand bedeckt mit Segen rings
das Land; schon steht das Feld in voller Pracht, ein Zeuge
seiner Gut' und Macht.
Nun ernte, Mensch, was du gesät, sei froh und sprich
ein fromm Gebet und gieb von dem, was dir verlieh’’n, auch
deinen armen Brüdern hin.
So streust du neue Saaten aus, und ew'ger Segen blüht
daraus; dann wird dein Herz voll Sonnenschein, ein Ernte-
fest dein Leben sein. e. m. Amdt.
329. Das wohlriechende Veilchen.
Draußen an der Hecke sitzt das Veilchen im Herbste einsam
und verlassen wie ein Kind, 'dem Vater und Mutter gestorben
sind. Es kommt der kalte Winter mit seinen Schlossen und