1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Thür ist die Luft eines Zimmer, das eben geheizt wird, in be-
ständiger Bewegung. Dies kann man sehr leicht sehen, wenn
man einen spiralförmigen Papierstreifen an einer Stecknadel über
den Ofen hängt. Der Papierstreifen wird von der aufsteigenden
warmen Luft in Bewegung gesetzt; denn überall, wo kalte und
warme Luft in einem Raume bei einander sind, steigt die warme
empor, und die kalte sinkt herab, bis sich beide ansgeglichen haben.
Die emporsteigende warme Luft aber treibt den Papierstreifen,
wie der Wind die Flügel einer Windmühle in Bewegung setzt.
Ähnlich diesen Luftströmungen sind die Winde, nur daß sie sich
über größere Räume ausbreiten und daß wir bei ihnen nicht immer
so genau den Ort des Anfanges und des Endes angeben können.
Aber das wissen wir bestimmt, daß die Hauptursachen des Windes
in den Veränderungen der Lustwärme liegen, die im Verlaufe der
Tages- und Jahreszeiten eintreten. Die Sonne erwärmt die Erde,
und die Erde erwärmt die auf ihr liegende Luft. Wenn nun die
warme Luft in die Höhe steigt, füllt sich die Lücke durch eine
Zuströmung kalter Luft nach dem sich leerenden Raume; und
dieses Strömen der Luft nennen wir Wind. — Weil immer an
irgend einem Orte Wärme erzeugt wird, während andere Orte
kalt bleiben, so ist auch immer einige Bewegung in der Luft;
die Heftigkeit dieser Bewegung wechselt aber beständig.
In manchen Gegenden der Erde sind die Winde von großer
Regelmäßigkeit; besonders ist dies auf den Meeren der Fall.
Die Kenntnis dieser regelmäßigen Winde ist für den Schiffer von
großem Nutzen. — Regelmäßig wehende Winde zeigen sich ferner
an den Küsten der Meere. Bei Tage weht ein Wind vom
Wasser nach dem Lande, weil dies durch die Sonnenstrahlen
schneller erwärmt wird. Nach Sonnenuntergang bleibt das
Wasser länger warm, und das'land erkaltet schneller; deshalb
weht in der Nacht ein Wind nach dem Meere.
2. Lehr groß ist der Einfluß des Windes auf die Witte-
rung. Die Ostwinde haben bei uns in der Regel Trockenheit
zur Folge, weil sie über die großen trockenen Festländer von
Asien und Europa kommen, also sehr geeignet sind, Feuchtigkeit
einzusaugen. Die Nordwinde sind kalt; denn sie wehen von den
kalten Meeren her. Die West- und Südwinde endlich bringen
gewöhnlich Regen. Indem die Luft über die Meere im Westen
und Süden unseres Erdteils hinwegzieht, wird sie mit Wasser-
dünsten gefüllt und bringen dieselben zu uns.
Nützlich ist der Wind besonders für die Verbreitung der
Pflanzen. Samenkörner werden durch ihn in weite Ferne geführt
und fallen irgendwo nieder. Viele Pstanzen, die auf Dächern,
Mauern und Lürmen wachsen, mögen auf diese Art gesäet sein.
Er trägt den Blütenstaub aus einer Blüte in die andere und