1889 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Lettau, H.
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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e. Der „siebentägige" deutsche Krieg 1866. 1. Ursache. Die Frage über
den Besitz dieser Länder führte zu einem Zerwürfnisse zwischen beiden Großmächten.
Daraus entstand ein neuer Krieg, an dem auch alle andern deutschen Staaten teil
nahmen. Österreich wollte Preußen demütigen und seine alte Oberhoheit in Deutsch-
land wieder aufrichten. Es fing an zu rüsten. Unser König wollte gerne Frieden
behalten. Teils durch seine treuen Minister, teils persönlich suchte er ihn zu ver-
mitteln, jedoch vergebens. Der König sagte zu Prinz Friedrich Karl: „Ich kanns
bezeugen vor Gott, gebeten habe ich den Kaiser, gebeten, wie man
nur bitten kann. Ich will ja selbst nichts haben. Ich will alles zuge-
stehen, was sich mit Preußens Ehre vertragen kann. Aber er will den
Krieg. Es soll wieder so sein, wie vor dem siebenjährigen Kriege, und
das geht doch nicht." — Österreich forderte die Bundesstaaten zur Kriegsbereit-
schaft gegen Preußen auf, und Preußen erklärte hierauf den Bund für aufgelöst.
Mit Österreich hatten sich außer Süddeutschland auch Hannover, Sachsen, Kurhessen,
Nassau, Hessen-Darmstadt, Meiningen, Reuß-Greiz und Frankfurt a. M., mit Preu-
ßen die andern kleinen norddeutschen Staaten, außerdem Italien, verbunden. —
Am 18. Juni erließ der König einen Aufruf an sein Volk, worin er sagte: „Das
Vaterland ist in Gefahr! Wir müssen in einen Kampf auf Leben und
Tod gehen. Flehen wir den Lenker der Schlachten an, daß er unsere
Waffen segne. Gott mit uns!" —
Preußische Truppen besetzten schnell Sachsen, Kurhessen und Hannover. Dann
rückte die preußische Armee in drei Heerhaufen in Böhmen ein und schlug die Öster-
reicher in den Tagen vom 23.—29. Juni bei Trautenau, Podol, Nachod, Gitschin.
Jetzt vereinigte sich die Elbarmee unter Herwarth v. Bittenfeld mit der I. Armee
unter Prinz Friedrich Karl, und König Wilhelm selbst griff Benedeck, den Anführer
des österr. Heeres, bei Königgrätz den 3. Juli 1866 an. Die Schlacht tobte schon
von 7 Uhr morgens. Die Preußen konnten aber keinen entscheidenden Sieg davon-
tragen, weil die Stellung der Österreicher
sehr fest war. Mit Sehnsucht erwartete
man die Ii. Armee unter dem Kronprinzen
Friedrich Wilhelm. Endlich gegen 2 Uhr
nachmittags kam auch diese, durch weite
Entfernung und schlechte Wege so lange
zurückgehalten, auf dem Schlachtfelde an
und brachte die Entscheidung. Sie warf
sich auf das Dorf Chlum, den Mittel-
punkt der österr. Stellung, nahm es und
durchbrach die feindlichen Reihen. In wil-
der Flucht verließ das Heed der Öster-
reicher das Schlachtfeld, doch die Preußen
folgten ihm mit solcher Schnelle, daß es
keine Zeit behielt, sich wieder zu sammeln.
Schon nach wenig Tagen standen die Preu-
ßen vor Wien. Auch die Süddeutschen
waren vom General Vogel v. Falken-
stein bei Kissingen, Aschaffenburg, Hünfeld geschlagen worden. Da mußten
Österreich und dessen Bundesgenossen den Frieden zu Prag schließen (23/8. 66).
Hannover, Kurhessen, Nassau, Schleswig-Holstein, sowie kleinere Teile von Bayern
und Hessen-Darmstadt wurden mit Preußen vereinigt. Die Staaten Norddeutschlands
traten zum norddeutschen Bunde zusammen, und mit den Süddeutschen wurde ein
Fig. 27. Kaiser Friedrich Iii.