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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 122

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
122 heben, und unten dran steht: ,Joseph/ wenn Ihr ihn kennt. Ein solches Magen- pflaster und Herzsalbe und Augentrost hätt'' ich Euch nicht verschreiben können." Da that die Frau einen Blick gegen den Himmel und konnte nichts sagen vor Dankbarkeit und Rührung, und das Geld wurde hernach richtig und ohne An- stand von dem Zahlamte ausgezahlt, und der Doktor verordnete ihr eine Mixtur, und durch die gute Arznei und durch die gute Pflege, die sie sich jetzt verschaffen konnte, stand sie in wenig Tagen wieder auf gesunden Beinen. Also hat der Doktor die kranke Frau kuriert und der Kaiser die arme. Hà-l. 202. Luthers Wohlthätigkeit. Luther hatte kein Vermögen. Auch sein Gehalt als Prediger und Professor war kärglich, nur 200, später 300 Gulden, so daß es ihm oft an Geld fehlte. Bei seinen geringen Einkünften unterstützte er doch die Armen so reichlich und bereit- willig , daß er oft den letzten Groschen ausgab und weiter den lieben Gott sorgen ließ. Einst kam ein armer Student zu ihm, der von Wittenberg abgehen wollte, und bat ihn um etwas Reisegeld. Luther gestand ihm offen, daß er gerade kein Geld habe. Da weinte der Student und sagte, nun wisse er keinen, der ihm helfen würde. Das jammert Luther, er schaut sich in der Stube um und sieht einen silbernen Becher. Den reicht er dem Studenten und spricht: „Da nimm und reise in Gottes Namen." Der Student will den Becher nicht nehmen, und Luthers Frau Katharina sagt mit bedenklichem Gesichte: „Willst du denn alles weggeben?" Da drückt Luther den Becher zusammen und spricht: „Trag ihn flugs zum Goldschmied und verkaufe ihn. Ich brauche den silbernen Becher nicht." Ein andermal bat ihn ein Armer um eine Unterstützung. Nach langem Suchen fand Luther einen Joachimsthaler. Da rief er fröhlich: „Joachim heraus! Der Heiland ist da! " Da er einst kein Geld hatte und einen armen Mann nicht unbeschenkt gehen lassen wollte, nahm er das Patengeld seiner Kinder und gab es ihm; und als seine Frau ihm Vorstellungen machte, sagte er: „Gott ist reich, er wird schon etwas anderes bescheren und noch mehr." Bei einer solchen Freigebigkeit mußte freilich die Hausfrau sehr sparsam sein, um die eigenen Bedürfnisse bestreiten zu können, und Luther erkannte das an. Er sagte einmal: „Der Mann erwirbt, die Frau erspart; aber der ersparte Pfennig ist mehr wert als der erworbene." — Nach seinem Tode sagte Käthe: „Ja, hätte mein Herr einen andern Sinn gehabt, so wäre er sehr reich geworden." Melanch- thon erwiderte: „Jawohl, aber dann wäre er nicht der Luther geworden." Bischofs. 203. Aus Gcllerts Leben. In tiefes Nachsinnen versunken, saß Gellert in seinem Zimmer. Gestern hatte er noch dreißig Thaler, heute nicht mehr. Sein Holz langte nur höchstens acht Tage. Einnahmen waren nicht zu erwarten. Wo waren denn die dreißig Thaler von gestern hingekommen? In einer oblegenen, kleinen Gasse der Stadt Leipzig war ein Häuslein, das gehörte dem reichen Geizhals Neidhardt. Es war ein jämmerliches Gebäude, brachte aber doch noch seine Zinsen. Schon seit Jahren wohnte ein armer, gottesfürchtiger Schuhmacher mit Frau und vielen Kindern darin. Die Sorge ums tägliche Brot war hier zur Herberge, und es ging ihnen recht kümmerlich. Im Sommer hatten sie sich noch so ziemlich durchgeschlagen; aber jetzt war es Winter, Kriegszeit, große Kälte und der Verdienst gering — zudem nahte die
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