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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 125

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
125 Abrede ging Velten den folgenden Tag nach Schwyz und trug seine und Kaspars Gründe bor, so gut er konnte. Am Abende kam er wieder zu Kaspar und sagte: „Die Wiese ist dein, die Richter haben sie dir zugesprochen; ich wünsche dir Glück Und bin froh, daß wir Nun aufs reine gekommen sind." Aus dem deutschen Jugendgarteu. 206. Die beiden Freunde. 1. Es trafen einmal ans der Wanderschaft zwei Handwerksbnrschen zusammen, der eine ein Schmied, der andere ein Schneider. Sie reisten miteinander in der Welt umher, bis sie endlich nach Polen kamen. Ans ihrer Wanderung hatten sie sich an mancher Höhe, unter manchem kühlen Baume niedergesetzt und schöne, fromme Lieder miteinander gesungen, sich auch ihre Lebensgeschichte von der Zeit an, wo sie noch im Röcklein liefen, bis hierher erzählt. Dabei waren ihre Herzen gegen einander so liebreich geworden, daß sie eine feste Freundschaft schlossen. Sie teilten fortan alles miteinander, was freilich bald geteilt war, und wo einer dem andern eine Freude machen konnte, da that er's. Auf einmal aber wurde der Schmied krank dort im fremden Polenlande und mußte in einem Dorfe liegen bleiben, wo ihn die Leute so wenig verstanden tute er sie. Da wäre es ihm nun sehr elend ergangen, wenn sonst niemand geweseit wäre. Aber seilt lieber Freund, der Schneider, verließ ihn nicht in seiner Not. Er war Tag und Nacht um beu Krankett und pflegte und erquickte ihn. Er wttßte die wohlhabendett Bäuerinnen so mitleiderweckend anzugehen, daß er bald da, bald dort eine Schüssel kräftiger Suppe herausbrachte, und wo die bittenden Blicke und sein erlerntes Polnisch nicht zureichten, da legte er ein Stück seiner Habschaft dafür hin, ein Stück nach dem andern. Dafür hatte er aber die herzliche Freude, seinen Kameraden nach einiger Zeit wieder hergestellt zu sehen. Dieser wußte ihm für die erwiesene Liebe und Treue nicht genug zu danken und weinte oft aus Liebe und Dankbarkeit und ans Bekümmernis, daß er ihm seine Sachen nicht wieder ersetzen könne. Der Schneider aber tröstete ihn dann und sprach: „Was ich dir gethan habe, das habe ich dem Herrn Jesus gethan; der ist reich genug, alles wieder zu bezahlen; aber es verlohnt nicht der Mühe." Die guten Freunde zogen nun in Warschau, die Hauptstadt Polens, ein. Da bekam der Schmied Arbeit, der Schneider dagegen nicht. Darum mußten sie sich trennen. Es that beiden im Herzen wehe, wie sie einander zum'letztenmal die Hand drückten. 2. Dem Schneider ging es von da an übel. Er wanderte beinahe zehn Jahre kreuz und quer durch die verschiedensten Länder und hatte zuletzt keinen Strumpf mehr an den Füßett und keine Sohle mehr an den Schuhen. Am Ende geriet er gar noch unter die Werber, die ihn als Rekruten nach Wien lieferten. Sie ließen ihn jedoch bald wieder lausen, da sie merkten, daß er den Feinden nichts weniger als gefährlich werden dürfte; denn er war sehr schwächlich und fast immer krank. Halbttackend kam er nunmehr nach Sachsen hinein, und weil er in seinem armseligen Aufzug nirgends Arbeit fand, mußte er endlich betteln. Da traf es sich, daß er eines Abends in einem Dorfe bei einem Schntied um einen Zehrpfcnnig ansprach. Deut Meister, welcher mit vier Gesellen arbeitete, fuhr die Stimme durch alle Glieder. Er sprang an die Thür, hielt dem Bettler das Licht ins Gesicht und rief: „Je, Bruder, bist du's, oder bist du's nicht?" Mit unbeschreiblichem Vergnügen erkannte er seinen alten Freund. Da flössen nun süßere Thränen als vor Warschau dort im Polenlande. Der Schntied, welcher in diesetn Dorfe eine reiche Witwe geheiratet hatte, brachte den matten, frierenden Pilgrim in die Stube, legte ihm seine Sonntagskleider an, setzte ihn in den Lehrt-
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