1894 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Zur Erntezeit schneidet man die Hahne und bindet sie in Garben. Als-
dann werden die Rispen gedroschen und die Körner auf Mulden enthülst.
3. In Ostindien, Westindien, China und den meisten Ländern Afrikas
bildet der Reis das wichtigste Nahrungsmittel für die ganze Bevölkerung.
Wenn die Reisernte wegen anhaltender Dürre missrät, so entsteht leicht
eine Hungersnot, wie z. B. vor mehreren Jahren in China. Überhaupt ist
der Reis dasjenige Getreide, welches die meisten Menschen ernährt. —
Durch Gärung wird aus den Körnern der Arrak gewonnen.
Nach Bänitz, Krass und Bandeis.
328. Hinterindien und die indischen Inseln.
1. Von den mächtigen Strömen, welche das Land durchfließen, ist der Mekong
am bedeutendsten. In den Niederungen gedeiht der Reis so vorzüglich, daß auch
Vorderindien von hier aus damit versorgt werden kann. Die Westküste ist im
Besitz der Engländer; den übrigen Teil nehmen die Reiche Annam, Siam und
Birma (englisch) ein. Den südlichen Teil bildet die langgestreckte Halbinsel Malaka.
2. Die indischen Inseln, zwischen Asien und Australien, sind alle gebirgig,
zum Teil vulkanisch. Die Gipfel der Berge sind meistens dicht bewaldet; in den
urbar gemachten Thälern aber baut man Reis, Zuckerrohr, Tabak und Kaffee. Die
bedeutendsten dieser Inseln sind die Sundainseln (Sumatra, Java, Borneo,
Celebes); sie stehen wie die Molukken größtenteils unter der Herrschaft der
Holländer. Die Philippinen sind im Besitze der Spanier.
3. In dem fenchtheißen Klima dieser Inseln schießt die Pflanzenwelt überaus
üppig empor. Das Bambusrohr wird hier baumstark, und das Farnkraut erhält
das Aussehen eines Fichtenstammes. Die Kokospalmen nähren auf Ceylon und an
den Küsten Indiens oft große Völkerschaften, und der indische Feigenbaum bildet
zuweilen mit all seinen Luftwurzeln einen ganzen Wald. Ein solcher vielbewnnderter
Baum besaß über 4000 Stämme, und in seinem Schatten lagerten oft Heere von
6—7000 Mann. Die Sonne kocht hier ihre schönsten Gewürze, so auf Ceylon
den Zimt, auf den Molukken die Gewürznelken.
329. China.
1. China umfaßt neben dem eigentlichen China noch das Hochland von Hinter-
asien und übertrifft an Größe ganz Europa. Die Zahl seiner Bewohner beträgt
etwa 400 Millionen, das ist fast ein Drittel aller Menschen ans der Erde. Im
Osten Chinas breitet sich ein gewaltiges Tiefland aus. Dasselbe wird von zwei
Riesenströmen, dem gelben und dem blauen Fluß, durchflossen. Das Marschland
an den beiden Strömen ist die fruchtbarste Kornkammer der Erde. Durch zahllose
Kanäle lvird das Land künstlich bewässert, und man erzielt daher 3—4 Ernten
im Jahre. In der Kunst des Ackerbaues überhaupt sind die Chinesen das erste
Volk der Welt. Die Felder werden mit Weizen, Tabak, Baumwolle, Zuckerrohr
und vor allem mit Reis bestellt. Reis und wieder Reis ist das erste Bedürfnis
jedes Chinesen. Auch die Seidenraupe und der Theestrauch haben hier ihre Heimat.
Man rechnet, daß jährlich 45 Millionen kg Thee ausgeführt werden.
2. Infolge seiner Fruchtbarkeit ist das Tiefland ungemein stark bevölkert,
besonders in der fetten Mündungsgegend der Ströme. Dort ist eine Strecke von
mehr als 100 Meilen wie mit einer einzigen Stadt bedeckt. Ja, ein Teil des
Volkes wohnt ganz auf dem Wasser. Denn das fette Land ist zu kostbar, um mit
Häusern bebaut zu tverden. Die Städte haben eine große Anzahl von schwimmenden