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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 371

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
371 4. Wahrhaft rührend ist die Mutterliebe, mit der die Ricke das Kälbchen bewacht. Naht sich in den ersten Tagen, wo das Junge nach sehr hilflos ist, Gefahr, so sucht sie dieselbe durch allerlei List abzuwenden. Kommt z. B. ein Mensch in die Nähe des Lagers, so versteckt sie das Junge im hohen Grase und springt selbst vor, um die Aufmerksamkeit von dem Kälbchen weg auf sich zu lenken. Dann läuft sie fort, kehrt aber nach einigen Quersprüngen zum Lager zurück. Schleicht der Fuchs an das Kälbchen heran, so sucht sie dasselbe mit ihrem Körper zu decken und stampft den Räuber mit den Vorderfüßen. 420. Der Fuchs. 1. Ter Fuchs ist ein vollendeter Spitzbube und Räuber. Seine Jagd gilt allem möglichen Getier von dem jungen oder kranken Reh an bis zum Käfer herab. Er ist aber auch zum Räuber ausgerüstet wie kein zweites Tier bei uns. Das zeigt uns vor allem sein scharfes Gebiß. Mit einem Ruck beißt er dem Hahn den Hals ab. Sein Gehör ist so scharf, daß er schon ans hundert Schritt die Maus piepen oder im Laube rascheln hört, und Mäuse sind seine Hauptspeise. An manchen Tagen frißt er zwei bis drei Dutzend. Sein Auge sieht gleich dem Auge der Katze auch im Dunkeln vorzüglich. Daher jagt er auch gern des Nachts, wo ihn niemand sieht. Dann schleicht er oft an den Hecken des Dorfes entlang. Er kennt die Gegend, von woher sein scharfes Gehör die Enten hat schnattern und die Hühner gackern hören. Seine feine Nase führt ihn leicht und sicher zu dem Hühner- oder Gänsestall. Hier würgt er alles ohne Unterschied. Er beißt den Gänsen und Hühnern den Hals ab, schleppt sie Stück für Stück fort und verscharrt sie in einem Versteck, um sie dann in den nächsten Tagen zu verspeisen. Im Herbst kommt er auch in den Garten und sucht sich Äpfel, Birnen und Weintrauben. — Seine Beine sind dünn, fast zierlich, aber doch sehr kräftig. Mit ihnen läuft er so schnell, daß selbst der Hase ihm nicht entrinnt, wenn er nicht einen Haken schlägt und den Fuchs vorbeischießen läßt. Auch springen kann er vorzüglich. 2. Am Tage, namentlich bei schlechtem Wetter, hält sich der Fuchs meist in seinem Bau aus. Derselbe liegt sehr versteckt, gewöhnlich in einem Geklüft, zwischen Wurzeln und an andern günstigen Stellen. Wenn es irgend geht, gräbt sich der Fuchs den Ban nicht selber, sondern siedelt sich in einem Kaninchen- oder Dachsbau an. Die Kaninchen frißt er nicht selten aus, den Dachs beißt er hinaus oder stört ihn so lange, bis er seine Wohnung räumt. Gewöhnlich hat der Fuchsbau eine Hauptröhre, welche als Eingang dient, und mehrere Seitenröhren, durch welche er entflieht, wenn er verfolgt wird. Hinten im Ban ist die Kammer oder der „Kessel". Derselbe hat ein Meter im Durchmesser und ist weich mit Moos und Laub gepolstert. 3. Anfangs Mai wird es im Fuchsbau lebendig. Es liegen jetzt drei bis sieben Junge darin. Haben sie nach zehn bis vierzehn Tagen ihre Augenlider ge- öffnet, so führt die sorgsame Mutter die feinen Kinderlein während des warmen Sonnenscheins ein wenig vor die Thür, spielt mit ihnen, trägt ihnen Vögel, Ei- dechsen u. s. .w. zu und lehrt sie, die Tiere zu fangen und zu verzehren. Beim leisesten verdächtigen Geräusch aber trägt -die stets wachsame Füchsin die Jungen sogleich im Maule in die Höhle zurück. Haben sie die Größe halberwachsener Katzen erreicht, so liegen sic bei guter Witterung gern morgens und abends vor dem Bau und erwarten die Heimkehr der Alten. Es giebt keinen anmutigeren Anblick, als solche Füchslein miteinander spielen zu sehen. Ihre Bewegungen sind so leicht, behend und geschmeidig, daß selbst junge Katzen plump dagegen erscheinen. Schon 24* k
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