1894 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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435. Das Kochsalz.
Das Kochsalz wird als Steinsalz, Solsalz, Meersalz uitb Steppensalz ge-
wonnen.
1. Das Steinsalz bildet große Lager in der Erde. Man nimmt an, daß hier
einst das Meer den Boden bedeckte und das Salz als Überrest zurückgelassen hat.
Das größte Steinsalzlager findet sich in Deutschland bei Staßfurt. In demselben
ist der Salzstock 200 m dick, und seine Ausdehnung in wagerechter Richtung beträgt
mehrere Qnadratmeilen. Über dem Salzstocke liegen eine Menge sehr wertvoller
Kalisalze, die als Düngemittel bis in die Pflanzungen Amerikas und Ceylons wandern.
Der Salzstock selbst liegt mehr als 300 m tief unter der Erde. Das Salz ist hier
so rein und trocken, daß man es mit der Haue losarbeitet oder durch Schießpulver
in großen Stücken absprengt. Die Stücke werden dann auf besondern Mühlen zer-
kleinert. Das so gewonnene Salz ist so fein wie Weizenmehl und sieht auch scholl
weiß aus loie dieses.
2. Oft dringt nun an solchen Stellen, wo sich Salzlager finden, Regenwasser
in die Tiefe. Dasselbe löst das Salz ans und kommt dann als Solquelle (Salz-
quelle) wieder zum Vorschein. Das ist z. B. bei Schönebeck, Halle re. der Fall.
Um nun ans dieser Sole das reine Salz zu gewinnen, läßt man das Wasser ver-
dunsten. Zu diesem Zwecke bringt man es auf hohe Gradiertverke. Das sind haus-
hohe Wände aus Schlehdorn. Bon diesen fällt es tropfenweise herab, und eine
ansehnliche Menge Wasser verdunstet dabei. Zugleich setzt sich an den Dornenzweigen
Gips ab, der ebenfalls in dem Solwasser enthalten ist. Die Sole saililnelt sich
unten am Gradierwerke lvieder in Gefäßen. Von hier pus wird sie in ein Gebäude,
die Saline, gebracht. Dort stellt man sie in Pfannen aufs Feuer, so daß das
Wasser vollends verdampft. In den Pfannen aber bleibt das reine Salz zurück.
3. An den Seeküsten bereitet man Kochsalz ans dem Meerwasser. Man leitet
das letztere in große, flache Teiche. In diesen friert das Wasser im Winter aus,
und im Sommer verdunstet es. Das Salz bleibt zurück und wird gesammelt. Es
wird vorzugsweise zum Einsalzen der Heringe verwendet.
4. In Asien, am kaspischen Meer, in Südamerika und Nordafrika ist der Boden
weiter Steppenländer so mit Salz durchdrungen, daß jeder Quell und Bach, der
darin entsteht, nach Salz schmeckt. Nach Verdunstung des Regenwassers und be-
sonders nach der Schneeschmelze im Frühling bedeckt das „Steppensalz" hier stellen-
tveise den Boden tvie ein krystallischer Überzug. Nach Wagner ». a.
436. Der Kalkstein.
1. Tief versteckt im Walde steht ein niederes Haus mit dampfendem Schorn-
steine. Es ist ein Kalkofen. In einiger Entfernung davon sehen wir den Kalk-
felsen. Aus diesem wird der rohe Kalk losgehanen und dann im Kalkofen gebrannt,
damit die Kohlensäure (44 °/o) aus ihm entweiche. Erst dann läßt er sich nämlich
in einen brauchbaren Brei verwandeln. Der gebrannte Kalk heißt Ätzkalk.
2. Ein Stück Ätzkalk ins Wasser getaucht und dann in der Hand gehalten,
wird heiß, tvie alle Kinder wissen. Der Ätzkalk sangt nämlich begierig Wasser auf
und entwickelt dabei Wärme. Will der Maurer den Ätzkalk gebrauchen, so „löscht"
er ihn, d. h. er begießt ihn in der Kalkgrube mit Wasser und verwandelt ihn so
in einen weißen Brei. Dieser wird nun mit Sand vermengt und heißt dann Mörtel.
Vermischt man den Mörtel mit Thon, so erhält man den noch festeren Cement.
3. Die Kreide ist aus dem Gehänse äußerst kleiner Tierchen entstanden. Sie
bildet auf Rügen, an den englischen Küsten, in Frankreich re. förmliche Felsen.