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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 416

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 416 — Es gefällt mir nur nicht, daß der eine so viel, der andere sv wenig verdient. Der Lohn müßte bei allen gleich sein. W. Das gefiele dir ja selber nicht. Denke dir nur, du hättest die ganze Woche Roggen gemäht, Peter Bassel aber mit einer Klapper die Sperlinge ans dem Weizenfelde getrieben, und am Ende der Woche hättet ihr beide gleichen Lohn. B. Nein, das wäre Unrecht. Ich meine aber, es giebt so viele Leute, die so wenig thun und noch mehr verdienen als ich, wie z. B. unser Pastor, der Amtsrichter, der Doktor n. et., die ich des Nachtnittags so mit dem Spazierstock durch die Felder wandert: sehe. W. Meinst du etwa, die Herren hätten nichts zu thun? Warum bist du denn nicht auch Pastor oder Doktor geworden? B. Weil ich kein Geld hatte; denn das Lernen kostet Geld. W. Gaitz recht. Es sitid aber auch Anlagen dazu ttötig. Du weißt es gewiß noch recht gut, daß dir die Kopfarbeit in der Schttle nie Spaß gemacht hat. B. Das weiß ich. Warum aber werden denn diese Herren für ihre Arbeit noch viel besser bezahlt als unser einer? W. Das sollst du dir selber sagen. Denk einmal, du hättest das Geld, deinen ältesten Sohn studieren zu lassen. Würdest du das thun, wenn du wüßtest, daß er als Arzt oder Pastor eben tiicht mehr verdiettte als wir hier beim Kartoffel- hacken ? B. Nein, uni keinen Preis. W. Gut. Damit giebst du nänrlich ztt, daß Kopfarbeit noch schwerer ist als Handarbeit. Hub daß die schwerere Arbeit auch besser bezahlt werden muß als leichte, hast dit vorhin selber gesagt. Es ist also durchaus keine Ungerechtigkeit, wenn ein gelehrter Mann für seine Arbeit besser bezahlt wird als tvir. B. Das kann ich nicht bestreiten. Aber — W. Nun höre aber endlich mit deinem „Aber" ans. Bist du mit deinen Verhältnissen nicht zufrieden, so sieh nicht scheel ans andere, sondern fange bei dir selbst zu bessern an. Ich habe immer etwas weniger ausgegeben, als ich ver- diente. Dadurch habe ich nach und nach eine kleine Snmtne erspart. Diese habe ich zttr Anzahlung auf mein Hans benutzt. Und an meinem Haus und Gartett habe ich mehr Freude als mancher Graf an feinem Schlosse." — Die Sonne war jetzt dem Untergange nahe, tind beide Arbeiter gingen nach Hause. — Seit jenem Tage sind fünfzehn Jahre vergangen. Braun ist inzwischen bedeutend älter geworden, aber er sieht nicht mehr so vergrämt aus wie früher. Er hat sich nach und nach etwas Geld erspart, vor einigen Jahren sich ein Häns- chen mit Garten und ettvas Ackerland gekauft und sieht nun die Reichen nicht mehr so scheel an tvie ehedem. 462. Vom Kapital. Eines Sonntags hatten sich die Nachbarn unter dem großen schattigen Nuß- baum zusammettgefnnden, und die Jünglinge horten dein Gespräche der Alten auf- merksam zu. Man erzählte allerlei Geschichten von Bewohnern des Dorfes und der Umgegend, tvelche von armer Herkunft und durch Sparsamkeit mit der Zeit wohlhabend, selbst reich geworden war. Es war soeben die Rede davon, daß Karl, der Sohn eines Wagners, ein kleines Hans mit ziemlich großem Acker dabei für 5000 Ji> gekauft habe. Er hatte sogleich 3000 Jb angezahlt, und den Rest tvollte er zu verschiedenen fest- gesetzten Zeitpunkten bezahlen. Denn er verdiente täglich 31 /2 M und verbrauchte nur 2 jis.
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