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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 422

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
422 467. Etwas über das Papiergeld. Jedes Stück Papiergeld ist eigentlich ein Schuldschein. Bei der „Banknote" ist die Bank die Schuldnerin, bei der „Aktie" die Aktiengesellschaft, bei dem „Wechsel" irgend eine Privatperson, beim „Staatspapier" der Staat. Das Papiergeld ent- hält also ein Zahlungsversprechen. Wir wollen uns dies am Staatspapier klar zu machen suchen. Wenn ein Staat für gewisse Zwecke, z. B. zum Ban einer Eisenbahn, eines Kanals rc., mehr Geld auszugeben hat, als er einnimmt, so ist er gezwungen, eine Anleihe zu machen. Dies geschieht in folgender Weise: Er stellt eine Anzahl Schuld- scheine über so viel kleinere Summen (100, 200, 500, 1000 rc. Mark) ans, als er anleihen will. Diese Schuldscheine giebt er gegen bares Geld in Verkehr und erlangt so das erforderliche Kapital. Jeder Inhaber eines solchen Schuldscheines ist also ein Gläubiger des Staates. Damit nun der Staat aber auch Abnehmer für seine Schuldscheine findet, ver- spricht er auch Zinsen für das anzuleihende Kapital. Diese Zinsen zahlt er zunächst ebenfalls in Zinsscheinen aus, die er gleich dem Schuldscheine beifügt, und die den Namen Coupons führen. Die Coupons sind also auch eine Art Schuld- oder An- weisungsschein. Sie können in den dazu bestimmten Kassen für bares Geld ein- gelöst werden. Diese Einlösung must aber innerhalb bestimmter Jahre (gewöhnlich vier) erfolgt sein. Nach dieser Zeit verfallen die Coupons, d. h. sie sind ungültig. Den Wert, mif welchen die Staatspapiere lauten, nennen wir ihren „Nominal- wert". Aber der Wert bleibt sich nicht immer gleich. Er steigt und fällt, je nachdem der Kredit des Staates größer oder geringer ist. Je weniger Schulden und je mehr Vermögen (Domänen, Forsten rc.) ein Staat hat, desto sicherer sind seine Papiere, und desto höher steigen sie auch im Wert, und umgekehrt: je mehr Schulden und je weniger Vermögen der Staat hat, desto unsicherer sind seine Papiere, und desto mehr fällt auch ihr Wert. Haben die Papiere den Nominalwert, so sagt man: sie stehen al pari. Stehen sie höher als ihr Nominalwert, so sagt man: sie stehen über pari, stehen sie tiefer, so sagt man: sie stehen unter pari. Die jeweilige Höhe der Staatspapiere nennt man den „Kurs". Das Schwanken des Kurses kann außer von den Schulden eines Staates noch von mancherlei andern Umständen abhängen, namentlich davon, ob ruhige oder unruhige Zeiten im Lande herrschen. In Kriegs- zeiten, wo der Kredit eines Staates im Sinken begriffen ist, sinkt der Wert der Staatspapiere oft sehr bedeutend. Die Banknoten sind einem solchen Kurse nicht unterworfen. Die Banknoten der deutschen Reichsbank heißen Reichskassenscheine. Es giebt deren im Werte von 1000, 100, 50, 20 und 5 Mark. Dieses sogenannte Papiergeld ivird statt des baren Geldes ausgegeben. Es bringt daher auch nicht wie die Staatsschnldscheine u. s. w. Zinsen, wird aber von der Reichsbank zu jeder Zeit gegen klingende Münze eingelöst. Der Nutzen des Papiergeldes liegt besonders darin, daß durch dasselbe Handel und Verkehr erleichtert werden. England, der erste Handelsstaat der Welt, zahlt im öffentlichen Verkehr 90°/o mit Papiergeld und nur 10°/o in bar. Druck von Belhagen <fc Klasiiig in Bielefeld.
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