1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
42
Alle Dinge, welche leben und ans der Erde Nahrung zu sich nehmen, siok
aber nicht von einem Orte zum andern bewegen können, sind Pflanzen.
Alle Pflanzen, welche nur einen holzigen Stamm haben, sind Bäume.
Alle Pflanzen, welche mehrere holzige Stämme haben, sind Sträucher.
Alle Bäume zusammen bilden eine Klasse von Pflanzen. Alle Sträucher
zusammen bilden auch eine Klasse von Pflanzen.
Welche von den Dingen in und an dem Garten sind Pflanzen? —
Welche nicht? — Welche sind Bäume? — Welche nicht? — Welche sind
Sträucher? — Welche nicht? — Welche sind Obstbäume? — Welche
nicht? — Welche sind Ob ststr äucher? — Welche nicht?
L. Der Negenwurm.
Röthlich, rund, walzenförmig, zugespitzt, lang, dünn, dick, weich, feucht,
geringelt.
Der röthliche und dünne Regenwurm, die röthlichen und dünnen Re-
genwürmer u. s. w.
Welche von vorstehenden Eigenschaftswörtern lassen sich steigern? —
Thue es! —
Wenn wir nach einem warmen Regen in den Garten kommen, dann
)ei>en wir hier und da röthliche Thiere auf dem Boden umherkriechen
Das sind Würmer — und weil sie sich meist nur nach dem Regen
sehen lassen, so nennt man sie Regen Würmer. — Der Regenwurm
hat zwar einen langgestreckten Leib, ist aber im Übrigen doch etwas
kurz weggekommen. So hat er z. B. keine Beine, keine Augen
und keine Ohren. Selbst sein Maul ist so beschaffen, daß er we-
der Mandeln verspeisen, noch Nüsse knacken kann; was härter ist, als
fette Erde und feine Würzelchen, das muß er stehen lassen, und wäre
es noch so wohlschmeckend. Indeß weiß er sich in dieser Hinsicht doch
zu helfen. Um sich nämlich zuweilen einen feinen Salat zu bereiten,
zieht er einige schmale Blätter an den Stielen in sein Loch und läßt
sie so weit aus diesem hervorragen, daß es aussieht, als hätte Jemand den
Scherz gemacht, Blätter zu pflanzen. Fangen nun diese Blätter in der
Erde an zu faulen, so sind sie ihm gerade recht und werden mit Lust
verzehrt. Während des Nagens zieht er sie immer tiefer hinein und
sorgt auf diese Weise für die Zukunft.
Wenn wir den Regenwurm genau betrachten, so finden wir, daß
sein Körper aus lauter Ringen besteht (154 bis 160). Im Innern
seines Körpers hat der Regenwurm kein Knochengerüst, wie die
Säugethiere und Vögel, und da ihm auch Beine und Flügel fehlen,
so kann er sich nur dadurch von einem Orte zum andern bewegen,
daß er vermittels der Ringe seinen Körper zusammenzieht und wie-
der ausdehnt. Man sagt daher: Der Regenwurm kriecht. An
dem Ende seines Körpers, wo die Ringe am stärksten sind, befinde-
sich der Kopf. Schneidet man einen Regenwurm quer durch, so lebt
die vordere Hälfte fort, die hintere dagegen stirbt.
Von trockener Witterung ist der Regenwurm eben so wenig ein Freund,
als von strenger Kälte; daher trifft man ihn im heißen Sommer 2—3, im
Winter sogar bis zu 10 Fuß tief tn der Erde. Die Vermehrung der Regen-
würmer ist sehr stark und erfolgt durch Eier, die sie in Klümpchen legen.