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1. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 55

1876 - Essen : Bädeker
55 Der Schmetterling aber flog wieder in den Garten und dachte bei sich: Einmal in Gefahr gewesen und nicht wieder. Ich werde künftig meine Besuche abkürzen, und wenn mir's auch noch so gut ge- fiele oder schmeckte. 19. Das Naupennest. Karl sah in einer Gartenhecke einen Nesselbusch, der ganz mit Raupen bedeckt war. Es waren lauter häßliche, schwarze Thiere mit stachlichten Rücken und grünen Streifen zwischen den Sta- cheln. „Soll ich die Raupen todt treten?" fragte Karl seinen Vater. „Nein," sagte der Vater; „denn wie du siehst, nähren sie sich von den Nesseln, sind aso nicht schädlich. Wenn sie aber auf einem Kirsch- baume säßen, dann dürftest du sie als schädliche Thiere todt treten. Nimm sie mit nach Hause und füttere sie!" Freudig trug der Knabe die Raupen nach Hause, steckte sie mit den Nesseln in ein großes Glas und band ein Papier darüber. In das Papier stach er kleine Löcher, damit die Raupen nicht erstickten, und freute sich nun, wie die Raupen ein Blatt nach dem andern abfraßen. Am andern Tage nach dem Frühstücke fragte der Vater: „Hast du denn deinen Raupen auch Früh- stück gegeben?" O, sagte Karl, die Raupen haben noch das ganze Glas voll Nesteln. „Aber, sieh sie an," sagte der Vater, „ob sie nicht ganz vertrocknet sind. Dürre Nesseln können die armen Thierchen doch nicht fresten. Du hast die Gäste eingenommen, nun ist es auch deine Pflicht, sie zu ernähren; denn sie selber können es doch nicht mehr." Da vergaß Karl seine Pfleglinge nicht mehr. Am sechsten Tage wollte er ihnen wieder Futter geben; aber, o Wunder! da er das Papier wegnehmen wollte, hatten sich alle Rau- pen daran gehängt. Theils am Papiere, theils am Glase saßen sie mit den Hinterfüßen so fest, als wenn sie angeleimt wären. Besorg- lich fragte Karl seinen Vater: Ach, was fehlt doch meinen Räupchen, lieber Vater? Ich habe sie doch alle Tage ordentlich gefüttert, und nun werden sie mir doch wohl sterben! „Sei ruhig!" antwortete der Vater, „sie werden nicht sterben, sondern dir noch viele Freude machen. Laß sie nur ungestört hangen!" Das that Karl und machte ganz be- hutsam das Glas wieder zu. Kaum war er am folgenden Morgen aus dem Bette, so lief er zu dem Glase, und steh, da gab es schon wieder etwas Neues. Die Raupen waren verschwunden, und nun hingen lauter länglichrunde Püppchen da, mit einer kleinen Krone auf dem Kopfe. Sie lebten und bewegten sich hin und her. Karl machte große Augen, schlug die Hände zusammen und wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Endlich rief er: Vater, Vater! komm geschwind her und steh, was aus memen Raupen geworden ist! — „Habe ich es dir nicht gesagt," antwortete der Vater, „daß dir die Raupen noch viele Freude machen würden? Betrachte sie nur recht genau; sie haben
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