1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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20. Im Garten nach einem Regen.
Lin Gewitter hat in der Nacht die Lust erfrischt und das durstige
Erdreich getränkt. Noch fiel der Regen sanft von dem bewölkten
Himmel. Froh wanderte ich durch den Garten, um zu sehen, welche
Veränderungen der Regen in demselben bewirkt hatte.
Die Blumen waren geschloffen, viele Pflanzen hatten neue Blätter
entfaltet; kein Vogel sang seinem Cameraden einen guten Morgen zu,
kein Schmetterling war zu sehen: Alles blieb bewegungslos und
schweigend; es war etwas Feierliches in dieser Stille.
Endlich, nach mehr als einer Stunde, hörte der Regen aus, ohne
daß jedoch die Sonne sich durch die Wolken Bahn brach. Nun wur-
den bald da, bald dort einzelne Töne laut; nach und nach verbanden
sich mit diesen viele andere Stimmen. Plötzlich verschwand die letzte
Wolke vor der Sonne, und diese ergoß ihre Strahlen über die fun-
kelnden Gewächse. Die Singvögel ließen ihre Lieder ertönen, die
Schwalben schossen durch die Luft, die Schmetterlinge flatterten über
das naffe Blätterwerk, die Bienen krochen aus ihren Körben und fingen
zu schwärmen an. In wenig Augenblicken wimmelte die Luft und der
Erdboden von tausend frohen Geschöpfen, und jedes jauchzte in seiner
Sprache einen Lobgesang dem Schöpfer, welcher den frischen Regen
und die warme Sonne gemacht hat.
21. Ein Dutzend Sprüchwörter.
1. Wen Gott nicht hält, der wankt und fällt. — 2. Wo man
Liebe säet, da geht Freude auf. — 3. Die Blume im Garten lehrt,
wie lange Schönheit währt. — 4. Heute roth, morgen todt. — 5.
Trübsal und Brenneffeln wachsen überall. — 6. Keine Rosen ohne
Dornen. — 7. Geduld und Zeit bringt Rosen. — 8. Wer den Kern
haben will, muß die Nuß knacken. — 9. Keine Eiche fällt von einem
Streiche. — 10. Grobheit und Stolz wachsen auf einem Holz. —
11. Arbeitsamkeit bringt Ehr' und Brod, Müßiggang nur Schand'
und Noth. — 12. Spare was, so hast du was.
22. 1-isäsr.
Christ, ein Gärtner.
1. Ein Gärtner geht im Garten,
Wo tausend Blumen hlühn,
Und alle treu zu warten
Ist einzig sein Bemühn.
3. Und wann ihr Tag gekommen.
Legt er sie an sein Herz,
Und zu den Sel’gen, Frommen
Trägt er sie himmelwärts.
2. Der gönnt er sanften Regen,
Und Jener Sonnenschein:
Da's nenn’ ich treues Pflegen,
Da müssen sie gedeihn.
0 lass uns fromm und fein
Zum himmlischen Gefilde,
Zum ew’gen Lenz gedeihn!
4. Du Gärtner, treu und milde.