1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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den Engländer Franz ©taie die Kartoffeln aus Amerika zu uns nach
Europa gekommen.
2. Die Brennnessel.
Einfach, ästig, aufrechtstehend, gefurcht, viereckig, abgerundet, röthuch,
grün, gegenüberstehend, grobsägezähnig, länglichrund, herzförmig, zugespitzt,
dunkelgrün, hellgrün, quirlförmig, borstig, steif, borstenartig, niedrig, hohl,
scharf, brennend, hoch, jung, zart, lästig, schädlich. feigenschaftswörtcr.j
Der Ast, das Ästige; das Aufrechtstehende, die Aufrichtung u. s. w
Die Äste des^Baumes; die Aufrichtung des Gebäudes u. s. w. —
Die dünnen Äste der Brennnesiel sind schwach. Die langen und schwa-
chen Stengel der Brennnesiel sind schwankend. U. s. w. serzählsätze.j
Sind die dünnen Äste der Brennnesiel schwach? U. s. w.sfraqesätze.j
Die Brennnesiel verkriecht sich gern in die Winkel des Gartens und
in die Gebüsche, an Hecken, Rainen und Schutthaufen, und nimmt
nur da. überhand, wo die gehörige Aufsicht fehlt. Schon ihr Aus-
sehen ist bedrohlich. Dunkelgrün und düster schaut sie drein, und
wenn alle Blumen ihre Blüthen duftend entfalten, hangen höchstens
zottige, graugrüne Trauben an ihr, ohne allen Schmuck und
ohne allen Geruch. Keine Beere reift, wenn die Neffel verblüht; kein
Korn erzeugt sich auf ihr, womit ein Vögelein seine Jungen füttern
könnte. Und wehe dir, falls du ihr unvorsichtig nahest, sie auch nur leise
berührst! Wenn die Kinder hinausgehen an die grüne Hecke, um
Veilchen zu suchen oder purpurne Erdbeeren, so brennt die böse
Nesiel die Suchenden an Händen und Gesicht; rothe Bläschen entstehen
auf der Haut, und der heftige Schmerz will oft Tage lang nicht ver-
gehen. Welches sind denn aber die furchtbaren Waffen dieses Böse-
wichts? Die großen Zähne an den herzförmigen, zugespitzten
Blättern sind es nicht, so bedrohlich sie auch aussehen. Feine
Haare bedecken die ganze Oberhaut der Nessel. Jedes Haar ist
innen hohl und oben scharf gespitzt. Gleich Dolchen starren Tausende
solcher Waffen nach allen Seiten, die aber wegen ihrer Kleinheit kaum
bemerkbar sind. Doch diese Spitzen sind das Schlimmste nicht; denn
wenn uns der Rosenzweig, die Brombeer-Ranke oder der Weißdorn ritzen,
so sticht es zwar, doch ist der Schmerz auch bald vorbei. Jedes Haar der
Nessel ist angefüllt mit einem scharfsauern G ist safte. Der dringt mit
der Spitze des Haares in die Wunde, die feine Spitze -bricht leicht ab,
da sie sehr spröde ist, und jener Saft erzeugt nun den heftigen Schmerz
Voll Abscheu die Nesiel betrachtend, fragst du jetzt: „Warum hat
Gott dieses lästige Unkraut denn geschaffen?" Häufig wirst du in
den Blättern der Nesiel Löcher bemerken, und dann findest du auch
meist an ihrer unteren Seite stachelige, schwarze Raupen, häßlich
anzusehen, wie die Nesiel selbst. Die fraßen die Löcher ein und
schmausten von den scharfen Blättern, ohne sich zu schaden; ja, sie
mögen sogar kein anderes Futter haben und hungern sich zu Tode,
wenn man ihnen anderes, als Nesielfutter, bietet. Sie werden von
solcher Speise groß und dick, und nach wenigen Wochen haben sie sich
in Schmetterlinge verwandelt. Kein Pfauenspiegel, kein großer
Hu ester-' Lesebuch für Mitteln. evangel. Dolkssch 6