1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
104
stehen mcht, wie im Garten, in geraden Reihen, sondern unregel-
mäßig durcheinander; denn sie haben sich meistens selbst gesäet. An
manchen Stellen stehen sie so dicht Lei einander, daß man durch das
Dickicht nicht hindurch gehen kann. Die Waldbäume sind entweder
Laub-, oder Nadelhölzer. Die Sträucher und die untern Äste der
Bäume werden bisweilen abgehauen, damit die Bäume desto besser
wachsen können. Das abgehauene Holz wird als Reisig in Bündel
gebunden; diese Reisigbündel heißen auch Schanzen. Sie dienen als
Brennholz. Die Bäume bleiben stehen, bis sie hoch und dick genug
sind. Dann werden sie umgehauen und zu Balken und Brettern zer-
schnitten, um als Bauholz u. s. w. benutzt zu werden. Es dauert
aber oft über hundert Jahre, ehe ein Baum hierzu dick und hoch ge-
nug ist. Ja, es soll Eichen geben, die über tausend Jahre alt sind.
Wenn die Holzhauer so einen Baum umhauen, dann gibt es ein
gewaltiges Krachen und einen Fall, daß die Erde bebt. Die Äste
der umgehauenen Bäume werden im Walde zu Brennholz zubereitet.
Sie werden in 3 Fuß lange Klötze zersägt, und diese Klötze mit Kei-
len in Splitter oder Scheite gespalten. Nun werden die Scheite
sorgfältig zwischen Pfählen aufgeschichtet, 6 Fuß lang, 6 Fuß hoch
und 3 Fuß breit, und das ist eine Klafter Holz. Das Scheit-
oder Klafterholz wird alsdann verkauft und zum Heizen der Back-
öfen u. s. w. benutzt. — Stehen in einem Walde nur Eichen, so ist
er ein Eichenwald. Was ist nun ein Tannenwald? — Was
ein Buchenwald? — U. s. w. — Unter den hohen Bäumen des
Waldes stehen aber auch Sträucher oder Gesträuch aller Art:
Haselnüsse, Himbeeren, Brombeeren und Waldbeeren, welche sich mei-
stens selbst gesäet haben; und zwischen den Sträuchern wachsen wie-
der mancherlei Kräuter und Gräser, Moose und Schwämme.
In der Nähe des Waldes gibt es aber auch oft große Boden-
flächen, welche nicht mit Bäumen und Sträuchern, sondern mit Gras
und tausenderlei Blumen bewachsen sind. Das sind die Wiesen.
Die Wiesen liegen gewöhnlich niedriger, als die Felder und Wälder,
weil das Gras die Feuchtigkeit liebt. Oft wird deswegen auch das
Wasser der Bäche und Flüsse in Rinnen über die Wiesen geleitet;
sie werden bewässert. Dann rieselt das Wasser lispelnd durch
das Gras und befeuchtet seine Wurzeln, und nun kann es noch ein-
mal so gut wachsen. Es gibt auf der Wiese viele Arten Gräser.
Sie haben ebenso, wie der Roggen und Weizen, einen hohlen, knoti-
gen Halm und tragen auch, wie diese, ihren Samen in Ähren oder,
wie der Hafer, in Rispen. Aber die Gräser in den Wiesen zieht man
nicht wegen ihrer Frucht, sondern wegen ihrer Halme und Blätter,
welche als Viehfutter benutzt werden. Sie heißen daher auch nicht
Getreidegräser, sondern Futtergräser. Auch werden sie nicht,
wie die Getreidegräser, alle Jahre neu gesäet, sondern sie pflanzen
sich von selbst fort. Sie sind ausdauernde Pflanzen. —Im Früh-
ling sproßt das Gras in den Wiesen hervor und wird immer höher