1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Schiffe so furchtbar hin- und herschaukeln, daß sie manchmal an
Felsen zerschmettern oder scheitern und dann zu Grunde gehen
mit all den geladenen Waaren und mit all den Leuten auch, die sich
nicht durch Schwimmen oder in Nothnachen retten können.
Auf dem Grunde der Gewässer sieht man Steine, Kies und
Schlamm; an ihren Ufern wachsen gern Weiden, Erlen, Sträucher,
Gräser und Kräuter; auch Störche und Reiher halten sich an den
Gewässern auf, und in ihnen wohnen Fische, Krebse und Würmer. —
Nach starkem Regen und wenn der Schnee schmilzt, schwellen oft die
Gewässer so hoch an, daß sie aus den Ufern treten, und die ganze
Gegend überschwemmen. Solche Überschwemmungen richten ge-
wöhnlich großen Schaden an, da sie Felder und Gärten austreiben und
Häuser, Dörfer und Städte unter Wasser setzen. Ja, eine Wassers-
noth ist schrecklicher, als eine Feuersbrunst. Aber es ist gut, daß
die Überschwemmungen gewöhnlich nicht lange dauern: denn nach einigen
Tagen treten die Bäche, Flüsse und Ströme wieder in ihr Bett zurück,
und fließen ruhig weiter.
Tröpslein muß zur Erde fallen, Muß im Bach die Mühle schlagen,
Muß das zarte Blümchen netzen, Muß im Strom die Schiffe tragen,
Muß mit Duellen weiter wallen, Und wo wären dann die Meere,
Muß das Fischlein auch ergötzen, Wenn nicht erst das Tröpslein wäre!
Iv. Der Mensch und das Wasser.
Das Wasser ist eines der unentbehrlichsten Veoürfnisse des
Menschen. Denn ohne Wasser können die Pflanzen nicht wachsen,
ohne Pflanzen die meisten Thiere nicht leben, und ohne Wasser, Pflanzen
und Thiere würden die Menschen sich weder Speise, noch Getränke
verschaffen können. Das Wasser ist für die Thiere das einzige und
für die Menschen das gesundeste Getränk. Auch im Bier, Kaffe
und Thee ist Wasser, und sie würden ohne das Wasser gar nicht da
sein. Das Waffer dient den Menschen zum Kochen verschiedener Speisen,
zum Reinigen der Koch- und Eßgeschirre und zum Waschen und Bleichen
der Kleidungsstücke. Mit Waffer reinigt der Mensch seinen Leib von
allem Schmutze. Es ist das einzige Mittel zur Erhaltung der Rein«
lichkeit, und nichts ist für den Leib gesunder, erquickender und stär-
kender, als ihn mit frischem, kaltem Wasser zu waschen, oder sich in
Bächen und Flüssen zu baden. Kinder dürfen aber nur im Beisein
ihrer Eltern oder Geschwister baden, weil sie sonst leicht ertrinken
können. — Mit Wasser bewässert der Mensch seine Wiesen — mit
Waffer löscht er das Feuer, wenn es seine Habe zu verzehren
droht — und Wasser ist es, welches seine Mühlen treibt und seine
mit Waaren beladenen Schiffe trägt. Aus dem Wasser erhalten wir
die Fische, welche uns zur Nahrung dienen. In Waffer lös't der
Färber seine Farbestoffe auf, und der Maurer löscht mit Wasser den
Kalk, um ihn zum Bauen der Häuser zu gebrauchen. Die meisten
Handwerker würden ohne Waffer gar nicht arbeiten können.