1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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„Und ich," tief das erste wieder, „will unterdeß ein wenig oben
auf dem Wasser in der Sonne spielen."
Das dritte Goldfischchen allein war klug genug, zu denken' Der
gute Mann muß doch wohl seine Ursache haben, warum er uns das
verboten hat. Daß er uns liebt und uns gern Freude gönnt, ist
gewiß.. Warum käme er sonst so oft und gäbe uns Semmelkrümchen und
freute sich so, wenn wir sie aufessen? Rein, er ist gewiß nicht hart,
und ich will thun, was er haben will, ungeachtet ich nicht weiß, warum
er es so will. — Das gute Fischchen blieb also auf dem Grunde.
Die anderen aber thaten, was sie gesagt hatten. Das eine schwamm
durchs Gitter in den großen Teich, und das andere spielte oben auf
dem Wasser im Sonnenschein, und beide lachten ihren Bruder aus,
daß er es nicht eben so gut haben wollte.
Aber was geschah? Das erste war kaum in dem großen Teiche
angekommen, so sprang ein Hecht auf dasselbe los und verschlang es.
Das andere, das sich auf der Oberfläche des Wassers belustigte,
bemerkte ein Raubvogel, schoß auf dasselbe herab, fing es und
fraß es auf. Rur das kluge und folgsame Goldfischchen blieb übrig.
Der gure Mann freute sich über seine Folgsamkeit und brachte ihm
alle Tage das beste Futter.
So lebte es immer recht vergnügt und erreichte ein hohes Alter.
1l. Näthsel um Ikäthsel.
Ei Knabe, ich will dir was zu rathen aufgeben, und wenn du es rathest, so
kriegst du es eben. Was für eine Straße ist ohne Staub? Welcher grüne Baum
ist ohne Laub? „Die Straße im Strome ist ohne Staub; der grüne Tannenbaum
ist ohne Laub." — Was für ein König ist ohne Land? Was für ein Wasser ist
ohne Sand? — „Der Zaunkönig ist ohne Land; das Wasser in dem Auge ist
ohne Sand." — Welches schöne Haus hat weder Holz noch Stein? Welcher
große Strauß hat keine Blümelein? „Das kleine Schneckenhaus hat weder Holz
noch Stein; der große Vogel Strauß hat keine Blümelein." — Was für ei»
Herz thut keinen Schlag? Und was für ein Tag hat keine Nacht? — „Das
todte Herz thut keinen Schlag, und der allerjüngste Tag hat keine Nacht."
13. Ein Dutzend Sprüchwörter.
1. Gott lenkt die Herzen der Menschen, wie Wasserbäche. — 2. Der Frommen
Thränen sind der Gottlosen Sündfluth. — 3. Gottes Mühlen mahlen langsam,
aber trefflich klein. — 4. Gott läßt uns wohl sinken, aber nicht ertrinken. —
5. Je größer die Noth, desto näher Gott. — 6. Frische Fische, gute Fische. —
7. Dem Bösen folgt ein Meer der Qual und Reue. — 8. Stetes Tröpfeln
höhlt den Stein. — 9. Stille Wasser gründen tief. — 10. Gebrauchter Pflug
blinkt, stehend Wasser stinkt. — 11. Im Becher ertrinken mehr, als im Meer.
— 12. Besser allein, als bei Bösen sein, die einst nach einem Tropfen Wasser schrein
16. Lieder.
*Der Morgen im Lenze.
1. "Wie reizend, 'wie wonnig ist Alles umheri Am Hügel wie sonnig, wie
schattig am "Wehr! Dort spiegeln sich Erlen im blauen Krystall; hier wiegen
sich Schmerlen im tosenden Fall.
2. Wie grünet die Aue so lieblich und mild! wie pranget im Thaue
das Biumengefild 1 Schon kleidet die Beere sich würzig in Roth; schon
schwillct die Ähre des Segens zu Brod.