1876 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Greef, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
142
Da sagte ich: „Lieber Bergmann! dann will ich auch einmal unter
die Erde steigen, damit ich genau sehe, woher das Gold kommt."
Der Bergmann aber war es nicht sogleich zufrieden; denn er sagte:
„Unter der Erde in der Grube ist es dunkel, und es ist tiefer, als
ein Brunnen. Wer da fällt, der kommt nimmermehr heraus." Ich
aber hatte Muth und sprach: „Lieber Bergmann! ich fürchte mich weder
vor der Dunkelheit, noch vor der Tiefe, und will mich festhalten, da-
mit ich nicht Hinuntersalle." Da sagte er: „Wenn es so ist, so will
ich dich mitnehmen. Komm, zieh hier einen Vergmannskittel an und
binde dir eine Lederschürze hinten vor, so wie ich, und nimm ein
Lämpchen in die Hand und folge mir nach!" Und nun ging es hin-
unter. Wir setzten uns in einen großen Eimer und hielten uns fest
an der Kette. Der Eimer wurde hinunter geleiert, und es wurde
immer dunkler; man sah die Sonne nicht mehr, und von dem Himmel
nur ein ganz kleines Stückchen. Endlich war der Eimer auf dem
Boden, und wir stiegen aus; allein wenn wir keine Lämpchen gehabt
hätten, so hätten wir gar nichts gesehen. Jetzt sagte der Bergmann:
„Wir sind durch den Schacht, nun mästen wir in den Stollen
gehen." Da gingen wir durch einen langen, dunkeln Gang, welcher
der Stollen heißt, und welcher so niedrig war, daß der Bergmann
gebückt gehen mußte; ich aber konnte gerade gehen, weil ich noch klein
war. Zuletzt kamen wir zu den andern Bergleuten, die hatten alle
lederne Schürzen hinten und Bergmannskittel, wie wir auch, und dann
hatten sie spitzige Hacken in der Hand, damit hieben sie in den Felsen
und sprengten große Stücke von einem glänzenden Steine ab, den
sie Erz nannten. Einer aber lud das Erz in einen Karren und führte
es den Stollen hinaus bis unter den Schacht, wo wir hergekommen
waren. Dort that es Einer in den Eimer, und die, welche oben
standen, leierten es hinauf. Da fragte ich: „Wo ist denn das Gold?"
„Ei, sagte der Bergmann, das steckt in dem Erze, und wenn es in
das große Feuer kommt, schmilzt es heraus." Nun wollte ich auch
das große Feuer sehen; aber der Bergmann sagte: ich müsse Geduld
haben, man könne nicht Alles auf einmal sehen, und ich solle nur hier
recht Acht geben auf die Dinge in dem Bergwerke. Also betrachtete
ich noch einmal die Bergleute in ihrem dunkeln Stollen, wie jeder
sein Lämpchen an die Mauer gehängt hatte, und wie sie fleißig Erz
abklopften und in den Karren luden. Auf einmal lautete die Abend-
glocke; da legten sie ihr Werkzeug bei Seite und riefen: „Glück auf l" denn
das heißt bei ihnen so viel als: „Guten Tag oder guten Abend!" Hieraus
gingen sie unten an den Schacht, und ließen sich in dem Eimer hinaufleiern,
und ich wurde auch htnaufgeleiert und freute mich, als ich wieder am
Tageslicht und auf der Erde war, und dankte auch dem lieben Gott.
3. Vier Räthsel.
1. Es thürmt sich hoch, hoch in die Höhe, auf seinem Haupte die Wolke
ruht, es schaut am frühsten der Sonne Gluth. Sein Kopf ist bedeckt mit Moo-
fcn gar reich, sein Rücken trägt Bäume und viel Gesträuch. Doch oft ist sein