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1. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 144

1876 - Essen : Bädeker
144 Der Nachbar, der ein kluger Mann war, sprach: „Das kannst du leicht, wenn du es nur recht anfängst. Sieh, hier auf dem Plätzchen, wo du stehst, stecken mehr als hundert Thaler in dem Vodcn. Mache nur, daß du sie herausbringst!" Ich war damals noch ein unverständiger junger Mensch und grub in der folgenden Nacht an der Stelle tief in die Erde hinein, fand aber zu meinem Verdruß keinen einzigen Thaler. Als der Nachbar am andern Morgen das Loch sah, lachte er, daß er sich beide Seiten hielt und sagte: „O du einfältiger Mensch, so war es nicht gemeint! Ich will dir aber ein veredeltes Birnbäumchen schenken. Das setze in die Grube, die du gemacht hast, und nach einigen Jahren werden die Thaler schon zum Vorschein kommen." Ich setzte den jungen Baum in die Erde; er wuchs und wurde oer große, herrliche Baum, den ihr hier seht. Die köstlichen Früchte, welche er nun seit vielen Jahren getragen, brachten mir schon weit mehr als hundert Thaler ein. Ich habe deshalb das Sprüchlein des klugen Nachbars nicht vergessen; merkt es euch: „Den sichersten Gewinn Bringt Fleiß und kluger Sinn." 7. -Oberlitt rrrrd das Bäumepflattzen. Auf das Anpflanzen der Bäume, zum allgemeinen Besten, legte Oberli« einen großen Werth. „Satan, der Feind aller Wesen," so schrieb der 73jäh- rige Pfarrer Joh. Fr. Oberlin zu Steinthal in einem Cirkularschreiben an seine Gemeinde, „freut sich, wenn wir ausrotten und zerstören; unser Herr Jcsus Christus dagegen freut sich, wenn wir für das allgemeine Beste arbeiten-, er freut sich, wenn wir aus Liebe zu den Brüdern Bäume anpflanzen." Wenn die Kinder der Gemeinde die ersten Früchte der von ihnen gepflanzten Bäumchen dem Papa Oberlin brachten, so war dies für beide ein froher Festtag. (Seite 72.) 8. Schwert urrd Pflug. Einst war ein Graf, so geht die Mähr, der fühlte, daß er sterbe; die beiden Söhne rief er her, zu theilen Hab und Erbe. Nach einem Pflug, nach einem Schwert rief da der alte De- gen; das brachten ihm die Söhne werth, da gab er seinen Segen. „Mein erster Sohn, mein stärkster Sproß, du sollst das Schwert be- halten, die Berge mit dem stolzen Schloß, und aller Ehren walten. Doch dir, nicht minder liebes Kind, dir sei der Pflug gegeben, im Thal, wo stille Hütten sind, dort magst du friedlich leben." So starb der lebensmüde Greis, als er fein Gut vergeben; die Söhne hielten sein Geheiß treu durch ihr ganzes Leben. Doch sprecht, was ward denn aus dem Stahl, dem Schlosse und dem Krieger? Was ward denn aus dem stillen Thal, was aus dem schwachen Pflüger? O fragt nicht nach der Sage Ziel, euch künden rings die G auen: Der Berg ist wüst, das Schloß zerfiel, das Schwert ist längst zerhauen. Doch liegt das Thal voll Herrlichkeit im lichten Sonnenschimmer, da wächst und reift es weit und breit, man ehrt den Pflug noch immer.
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