1895 -
Danzig
: Axt
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Zur Zeit der Kreuzzüge entstanden folgende geistliche Ritterorden: Der Johan-
niter-, der Tempelherren-und der deutsche Ritterorden. Jedes Mitglied
derselben verpflichtete sich zum Gehorsam, zur Armut, zur Ehelosigkeit und zum
Kampfe gegen die Ungläubigen.
Die Hansa. Da später das Rittertum entartete, und die Raubritter
alle Straßen und Flüsse unsicher machten, so verbanden sich die beiden reichen
und mächtigen Städte Hamburg und Lübeck und unterhielten auf ihre Kosten
eine bewaffnete Schar, den Handelsverkehr zu schützen. Bald gesellten sich noch
andere Städte dazu, und es wurde ihre Macht so groß, daß sie es mit dem
stärksten Feinde zu Wasser und zu Lande aufnehmen konnten. Diese Vereinigung
nannte man Hansa (Bund). Später, als schon mehr für öffentliche Sicherheit
gesorgt war, trat eine Stadt nach der andern aus dem Bunde. Endlich blieben
nur noch drei Städte: Hamburg, Bremen und Lübeck, darin, welche den Namen
Hansastädte bis auf den heutigen Tag führen.
Tie Femgerichte. Vom zwölften bis fünfzehnten Jahrhundert gab es
ein weit und breit gefürchtetes heimliches Gericht, „die heilige Feme." Ihr
Hauptsitz, „oberster Freistuhl" genannt, war zu Dortmund in Westfalen. Die
„Teilnehmenden" oder „Wissenden" waren über ganz Deutschland verbreitet,
und so blieb selten ein Verbrechen ungestraft. Man nimmt an, daß es an
looooo Wissende gab, welche durch einen furchtbaren Eid die Geheimhaltung be-
schworen hatten und sich unter einander an geheimen Zeichen erkannten. Lud
die heilige Feme den Verbrecher vor Gericht, so schlug man einen Brief mit
sieben Siegeln an seine Hausthür oder hieb durch drei kräftige Schläge drei
Späne aus seinem Thor. Konnte er sich nun vor versammeltem Gericht von
seiner Schuld nicht rechtfertigen, so wurde er verfemt, d. h. er fiel der Strafe
anheim. Jeder Wissende hatte alsdann die Pflicht, ihn, wo er ihn fand, auf-
zuknüpfen oder zu erdolchen. Der Dolch aber wurde neben ihm in die Erde
gestoßen, zum Zeichen, daß hier die Feme gerichtet. Da aber später die Fem-
geeichte zu großen Mißbräuchen Anlaß gaben, so gingen dieselben unter, indem
man allmählich eine bessere Rechtspflege einführte.
Das Stàdtewesen. Um das Jahr 1300 waren in Städten höchstens
die Hauptstraßen gepflastert. Die Straßen waren enge und die kleinen Häuser
von Fachwerk erbaut. Der eine Giebel stand nach der Straße. Letztere wurde
des Nachts nicht allgemein beleuchtet, es sei denn, daß der Mond schien. Um
die Stadt herum führte eine Mauer und ein Graben zum Schutz gegen die Feinde.
Nach den Berufsarten teilten sich die Bürger der Städte in Zünfte (Schlächter,
Bäcker, Brauer u. s. >v.), die sich streng von einander sonderten. Um die ver-
fertigten Waren leicht verkaufen zu können, wurden Märkte eingerichtet. Wenn
solche Leute, welche vom Lande in die Stadt ziehen wollten, innerhalb der
Ringmauern nicht aufgenommen werden konnten, baute man für sie Vorstädte
oder Pfahlburgen, und die Bewohner derselben hießen Pfahlbürger. — Durch
den Handel vermehrte sich der Reichtum der Städte. Sehr groß war z. B. der
Wohlstand in Augsburg und Nürnberg. Solche Städte, die unmittelbar unter
dem Kaiser standen, hießen freie Reichsstädte, wie Nürnberg, Goslar, Frank-
furt a. M.
Der Bauernstand. Ein elendes Los hatten die Bauern auf dem Lande;
denn sie waren meistens Leibeigene und durften als solche ihrem Herrn nie den
Dienst kündigen. Sie mußten den Gutsherren ohne Tagelohn den Acker be-
arbeiten, unentgeltlich Leinwand, Geflügel und Eier liefern, auf der Jagd Dienste
leisten, Botengänge verrichten u. s. w. Dafür hatten sie zur Nutznießung ein
kleines Grundstück, das jedoch nicht ihr Eigentum war.
Das Mönchswesen. Diejenigen Männer, welche in Abgeschlossenheit ein
frommes Leben führen wollten, gingen in ein Kloster und gelobten Gehorsam
gegen die geistlichen Obern, freiwillige Armut und Keuschheit. Man nannte sie