1895 -
Danzig
: Axt
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
König weiter, indem er ein Goldstück vorzeigte. „Ins Mineralreich/" ..Wohin
gehöre denn aber ich?" fragte er nochmals. Freundlich lächelnd blickte ihm das
Kind ins Auge und sagte: ..Ins Himmelreich." Gerührt hob der König das
Kind zu sich empor und küßte es.
Die Verfassung. Um dem Volke Gelegenheit zu verschaffen, sich an den
Staatsangelegenheiten mit zu beteiligen, vereinbarte Friedrich Wilhelm Iv. mit
den Abgeordneten des preußischen Volkes ein Grundgesetz, welches die Ver-
fassung genannt wird. Nach der letzteren bestehen in Preußen zwei Körper-
schaften, und zwar: 1. das Herrenhaus, welches sowohl erbliche, als vom
Könige berufene Mitglieder hat, 2. das Haus der Abgeordneten, dessen
Mitglieder vom Volke nach je fünf Jahren neu gewählt werden. Beide Häuser
werden vom Könige zu bestimmten Zeiten nach Berlin berufen, woselbst sie die
von der Regierung vorgelegten Gesetzentwürfe beraten und entweder annehmen
oder ablehnen. Sind diese versammelten Männer, welche „die Vertreter
der beiden Häuser des Landtags" heißen, mit dem Könige über einen
Gesetzentwurf einig, so verkündigt letzterer ihn dem Volke als Gesetz und sorgt für die
Ausführung desselben. Über Krieg und Frieden hat jedoch der König allein zu
entscheiden.
Deutsche Einheitsbestrebungen. Zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv. be->.
strebten sich die Deutschen, ein einheitliches deutsches Vaterland zu gründen. Die
gewählten Vertreter aller deutschen Länder versammelten sich zu Frankfurt a. M.
als deutsche Nationalversammlung und wählten Friedrich Wilhelm Iv.
zum deutschcu Kaiser. Dieser lehnte jedoch die Krone ab, weil sie ihm nicht
von den Fürsten angetragen wurde. Er sprach: „Eine Kaiserkrone wird
nur auf dem Schlachtfelde gewonnen." Ten Krieg aber wollte er ver-
meiden.
Kunstsinn. Verkehrswesen. Erfindungen. Friedrich Wilhelm Iv.
war ein großer Freund der Künste und Wissenschaften. Er sorgte dafür, daß
die schone Marien bürg an der Nogat zum Teil in ihrer alten Herrlichkeit
wiederhergestellt wurde. Ebenso bewirkte er durch seine Freigebigkeit, daß man
den Kölner Dom, dessen Riesenbau im Mittelalter begonnen, nach 300jähriger
Unterbrechung weiter baute. Auch das herrliche Reiterstandbild Friedrichs des
Großen (vom Bildhauer Rauch) ward unter seiner Regierung in Berlin er-
richtet. — Durch den Bau von Eisenbahnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iv.
das Verkehrswesen außerordentlich gefordert. Die Erfindung der Telegraphie
benutzte man zur schnellen Mitteilung von Nachrichten. Durch Anwendung
von Dampfmaschinen nahm die Fabrikthätigkeit einen hohen Aufschwung. In
größeren Städten verwendete man das Gaslicht zur Straßenbeleuchtung. Auch
das Petroleum fand als Beleuchtungsmittel Eingang und verdrängte die Öl-
lampen und Kerzen.
Erwerbungen. Ende des Königs. Zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv.
wurden die Fürstentümer Hohcnzollern-Sigmaringen und -Hechingen von den
Fürsten dieser beiden Länder an das preußische Königshaus abgetreten. Auch
den Jade bufen an der Nordsee erwarb der König und legte daselbst einen
Kriegshafen für die von ihm errichtete preußische Marine an. — Eine schwere
Krankheit, die den König im Jahre 1857 ergriff, nötigte ihn, die Regicrungs-
gcschäfte seinem ältesten Bruder Wilhelm zu übertragen. Dieser führte nun
den Titel „Prinzrcgent." Nach jahrelangem Leiden starb Friedrich Wilhelm Iv.
am 2. Januar 1861.
35. Kaiser Wilhelm I. 1861-1888.
Prinz Wilhelm. Friedrich Wilhelm Iv. hatte keine Kinder, und deshalb
bestieg sein Bruder Wilhelm I. den Thron. Dieser wurde am 22. März 1797
geboren und war in seiner frühen Jugend sehr schwächlich. Doch zur Zeit der
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