1895 -
Danzig
: Axt
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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reicher unter Beuedek fochten hier mit großer Tapferkeit. Unsere Preußen
unter Friedrich Karl und Herwarth v. Bittenfeld wurden mit einem Eisenhagel
begrüßt und standen in großer Gefahr. König Wilhelm überwachte die Schlacht,
und als Bismarck ihn bat, sich dem Granatfeuer nicht auszusetzen, sprach er:
„Ich kann doch nicht davonreiten,, wenn meine brave Armee im Feuer steht."
Noch zur rechten Zeit kam der Kronprinz von Preußen mit seiner Armee dem
übrigen Heere zu Hilfe, und so hatten die.. Preußen durch ihre große Tapferkeit
die Schlacht gewonnen. Den fliehenden Österreichern eilten sie bis Wien nach.
Um die Gefahr von seiner Hauptstadt abzuwenden, bat der österreichische Kaiser
um Waffenstillstand. Bald darauf wurde auch der Friede geschlossen. Österreich
hatte an Preußen 60 Millionen Mark Kriegskosten zu zahlen und entsagte dem
Mitbesitz Schleswig-Holsteins. An Preußen fielen: Hannover, Hessen-Nassau
und die freie Reichsstadt Frankfurt a. M.
Der norddeutsche Bund. Mit den deutschen Staaten nördlich vom
Main wurde setzt ein Bund gestiftet, in welchem Preußen die oberste Leitung
hatte. Nun trat der norddeutsche Reichstag zusammen, welcher aus Männern
bestand, die vom Volke gewählt waren. Nach der zu stände gekommenen Ver-
fassung sollte ein großer Teil der Gesetzgebung vom Bunde ausgeübt werden.
Die Land- und Seemacht in Krieg und Frieden wurde unter den Öberbcfehl des
Königs von Preußen gestellt. — Mit Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-
Darmstadt wurde ein Zoll- und Handelsvertrag geschlossen, welcher dazu diente,
das Band zwischen Nord- und Süddeutschland immer fester zu knüpfen. Auch
ward mit ihnen ein Schutz- und Trutzbündnis gegen jeden feindlichen Angriff
vereinbart.
38. Der deutsch-frmyö fische Krieg. 1870—1871.
Ursache. Schon längst hatten die Franzosen neidisch auf den Kriegsruhm
Preußens geblickt, und sie wollten durchaus eine Kräftigung und Einigung
Deutschlands verhindern. Napoleon Iii. beabsichtigte, den Rhein zur Grenze
zwischen Deutschland und Frankreich zu machen. Er suchte daher nach irgend
einem Vorwände, Preußen den Krieg zu erklären. Im Jahre 1870 sollte sich dieser
Wunsch erfüllen. Spanien war nämlich damals ohne König und bot dem Erb-
prinzen Leopold von Hohenzollern die Krone an. Da meinten die Fran-
zosen, wenn sie dies geschehen ließen, würde Preußens Macht zu groß werden.
König Wilhelm, der nur den Frieden wollte, erklärte, sich in die spanischen An-
gelegenheiten nicht mischen zu wollen, und der Erbprinz lehnte die Annahme
der Krone ab. Frankreich, weit entfernt, sich setzt zu beruhigen, schickte seinen
Botschafter Benedetti zu unserm Könige, der zur Zeit in Ems eine Badekur
gebrauchte. Benedetti forderte eine bestimmte schriftliche Erklärung des Königs,
niemals seine Einwilligung dazu geben zu wollen, daß ein Hohcnzoller den
Thron Spaniens besteige. Der König, über diese freche Zudringlichkeit empört,
ließ den Gesandten unverrichteter Sache abziehen. Darauf erklärte Napoleon
dem König von Preußen den Krieg.
Vorbereitung zum Kriege und erste Kämpfe. Inzwischen hatte der
König Ems verlassen und war nach Berlin geeilt, wo sein getreues Volk ihn
mit Begeisterung empfing. Überall erklang das Lied: „Die Wacht am Rhein."
Ganz Deutschland war einig, gegen den Feind in den Krieg zu ziehen. Der
König und seine Ratgeber, Bismarck, Roon und der „schweigsame Schlachten«
denkcr" Moltke, arbeiteten Tag und Nacht an den nötigen Vorbereitungen
zum Kriege. Wenige Tage genügten, und die deutschen Truppen standen,
400000 Mann stark, an Frankreichs Grenze. Man hatte dieselben in
3 Armceen geteilt. Steinmetz stand mit der ersten Armee längs der Mosel.
Die zweite sammelte sich unter Prinz Friedrich Karl in der Pfalz, zwischen
Rhein und Nahe. Der Kronprinz aber führte die dritte und befand sich mit