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1. Teil 2 - S. 13

1904 - Hildburghausen : Gadow
13 Hans hinblickte nach der Stelle, wo der Baumstamm gelegen hatte, war von diesem nichts mehr zu sehen; der Wirbelwind aber war vorüber, kein Lüftchen regte sich mehr. Da merkte Hans, wer ihm den Possen gespielt hatte; die Sprache kehrte ihm wieder und wütend schrie er: Vermaledeiter, rußiger, rotbärtiger, spitzbübischer Rübezahl! Du heimtückischer Neidhart, hast mir mein ganzes Lebensglück zerstört! Rübezahl ließ nichts von sich hören und sehen; aber zwei unsichtbare Hände begannen den armen Hans dergestalt zu ohrfeigen, und ein paar- dicke Prügel tanzten dazu auf feinem Rücken herum, daß ihm schnell sein Heldenmut sank. Er stürzte von: Hügel hinab und langte mit hoch- geschwollenen Backen und blauem Rücken, halb tot vor Angst, Schmerz und Verzweiflung, vor seinem Hause an. Frau Lisbeth erschrak erst uiächtig, als sie ihren Blaun in einem so kläglichen Zustand erblickte. Als er ihr aber alles erzählt hatte, merkte sie, daß es Rübezahl gewesen wäre, und konnte sich eines schadenfrohen Lächelns nicht erwehren. Es ist kein anderes Mittel, ächzte Hans, als daß du die Ziege und die Zicklein verkaufest. Sobald ich mich dann von meiner Prügelsuppe erholt habe, will ich zurück nach Böhmen und neue Gläser kaufen. Ach, lieber Hans, sprach Lisbeth mit verstellter Trauer, die Ziege und die Zicklein sind leider gestorben. Gestorben? schrie Hans — die Ziege und die Zicklein? Ach, daß Gott sich erbarme! Da können wir und die armen Kinder uns auch hin- legen und sterben; ich weiß keine Rettung mehr! Indem tritt der Pfarrer ein, der Hans hatte ankommen sehen, und eröffnete ihm, daß er eine sehr frohe Botschaft bringe. Könnt ihr die Ziege und die Zicklein lebendig und mein Glas wieder gnt machen? fragte weinerlich Hans. — Ich weiß nicht, was Ihr redet, sprach der Pfarrer; ich kümmere mich weder um Eure Ziege noch um Euer Zicklein noch um Euer Glas und würde mich auch nicht um Euch kümmern; denn die Wahrheit zu sagen, so taugt Ihr nicht viel; denn Ihr seid geizig und mißtrauisch und behandelt Euer Weib sehr übel; aber ich komme zu Euch, weil das, was ich Euch sagen will. Euer edles Weib betrifft. Nun erzählte ihm der Pfarrer, daß seine Frau von einem reichen, unbekannten Verwandten 2000 Dukaten geschenkt erhalten habe mit der Bedingung, daß der Pfarrer des Orts dieses Geld in Empfang nehme und verwalte, weil Hans ein Geizhals sei. Als Hans dies hörte, wollte er es erst gar nicht glauben; da zog der Pfarrer den Sack mit den: Gelde hervor und zeigte ihn dem Hans. Aber welche Freude empfand nun Hans, und wie lieb hatte er nun fein Weib! Er umarmte und küßte sie so zärtlich, wie er seit seinem Bräutigams- stande nicht getan hatte, und blieb auch von Stund an der artigste Mann im ganzen Riesengebirge. Übrigens fügte er sich in alles, was der Pfarrer- für gut fand. Der kaufte ein hübsches Banerngütchen mit allem Zubehör, welches Hans und Lisbeth fleißig bestellten. Ihr Wohlstand nahm von Jahr zu Jahr zu, und ihre Nachkommen gelten jetzt für die wohlhabendsten Bauern des Riesengebirges und verehren noch bis auf den heutigen Tag den guten Rübezahl als den ersten Gründer ihres Glückes. Nach Mnsäus.
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