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1. Teil 2 - S. 96

1904 - Hildburghausen : Gadow
96 druck seiner Kraft nennen. Es ist einzig in seiner Art und wird von keiner Stimme eines andern lebenden Wesens übertroffen. Die Araber haben ein sehr bezeichnendes Wort dafür, sie sagen: Der Löwe donnerte Unbeschreiblich Ist stie^'Wirkung, welche des Königs Stimme unter seinen Untertanen hervorruft. Die heulende Hyäne verstummt, wenn auch nur auf Augenblicke. Der Leopard hört auf zu' grunzen. Die Affen beginnen laut zu gurgeln und stelgeiningsterfüllt zu den höchsten Zweigen empor. Die blökende Herde wird totenstill. Die Msttlppen brechen in rasender Flucht durchs Gezweig. Das beladene Kamel zittert, gehorcht keinem Zurufe des Treibers mehr, wirft seine Lasten, seinen Reiter ab und sucht sein Heil in eiliger Flucht. Das Pferd bäumt sich, schnauft, bläst die Nüstern auf und stürzt rückwärts. Der nicht zur Jagd gewöhnte Hund sucht winselnd Schutz bei seinem Herrn. Und selbst der Mann, an dessen Ohr zum ersten Male diese Stimme schlägt in der Nacht des Urwaldes, selbst er fragt sich, ob er auch Held a sei dem gegenüber, welcher diesen Donner herorrust. — Dasselbe gesühl, welches das Löwengebrüll hemmfft^-bemachtigt sich auch dann der Tiere, wenn sie destmsvmllnrch einen andern Sinn wahrnehmen, schon wenn sie ihn nur wittern, ohne ihn zu sehen. Sie wissen alle, daß die Nähe des Löwen für sie Tod bepetm. Wo es der Löwe haben kann, siedelt er sich in der Nähe der Dörfer an und^richtet seine Streimgeeima und allein nach diesen hin. Er ist ein unangenehmer Gast undlmmi nicht so leicht vertreiben, zumal weil er auclst mel^Schlauheit bei seinen Überfällen zeigt. Der Mensch mit seinen Viehherden ist häufig genug fast ck>er' alleinige Ernährer des Löwen. Er durchbricht oder übersprmgtz seine Hürden, tötet und raubt ihm seine Schafe und Rinder. Man^hat berechnet, daß ein Löwe den umwohnenden Herdenbesitzern jährlich etwa für 4500 Mark Vieh tötet. Doch auch die Steppe und der Wald bieten ihm hinreichende Nahrung. Ganz anders als bei Angriffen auf zahme Tiere benimmt sich der Löwe, wenn er es mit Wild zu tunchat. Er weiß, daß dieses ihn aus ziemliche Entftmung wittert und schmllfüstig genug ist, ihm zu entkommen. Des- yälbnlluert er auf die wilden Tiere oder schleicht sich, oft in Gesellschaft ' mit anderen seiner Art, äußerst vorsichtig unter dem Winde an sie heran. Namentlich die Wasserplätze in den Steppen Mittel- und Südafrikas sind ergiebige Jagdorte ffürrhn. Wenn der heiße Tag vorüber ist und die kühle Nacht sich allmählich herabsenkt, eilt die zierliche Antilope oder die mildäugige Giraffe, das gestreifte Zebra oder der gewaltige Büffel, um die lechzende Zunge zu er- frischen. Vorsichtig nahen sie sich alle der Quelle oder der Lache; denn sie wissen, daß gerade diemtgen Orte, welche ihnen die meiste Labung bieten sollen, für sie die gefährlichsten sind. Ohne Unterlaß witternd und lauschend, scharf in die dunkle Nacht äugend, schreitet das Leittier der Antilopenherde dahin. Keinen Schritt tut es, ohne sich zu versichern, daß alles still und ruhig sti. Die Antilopen sind meistens schlau genug, ebenfalls unter dem Winde an die Quelle zu gehen, und so bekonimt das Leittier die Witterung oft noch zur rechten Zeit. Es stutzt, es lauscht, es äugt, es wittert — noch einen Augenblick —,und plötzlich wirft es sich herum und
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