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1. Preußischer Kinderfreund - S. 24

1876 - Königsberg : Bon
24 — armen Mannes, die vor dem Hause waren, spielt mit ihnen, geht mit« ihnen in die Stube und denkt nimmer an’s Fortgehen. Nicht anders,, als ein Schäflein, das sich von der Heerde verlaufen hat und in der Wildniss herumirrt; wenn es wieder zu seines Gleichen kommt, so hat es keinen Kummer mehr. Der Tagelöhner fragt das Kind, wo es herkomme. „Vom Gutenberg.“ — „Wie heisst dein Vater?“ „Ich habe keinen Vater.“ — „Wie heisst deine Mutter?“ „Ich habe keine Mutter.“ — „Wem gehörst du denn an?“ „Ich gehöre Nie- mandem sonst an.“ Aus Allem, was er fragte, war nur so viel her- auszubringen, dass das Kind von den Bettelleuten sei aufgelesen worden, dass es mehrere Jahre mit ihnen herumgezogen, dass sie es zuletzt haben sitzen lassen, und dass es jetzt da sei. Als der Tage- löhner mit den Seinigen zu Nacht ass, setzte sich das fremde Kind auch an den Tisch. Als es Zeit war zu schlafen, legte es sich auf die Ofenbank und schlief auch; so den andern Tag, so den dritten.. Denn der Mann dachte: „Ich kann das Kind nicht wieder in sein Elend hinausjagen, so schwer es mir ankommt, eins mehr zu ernäh- ren“. Aber am dritten Tage sagt er zu seiner Frau: „Frau, ich will’s doch auch dem Herrn Pfarrer anzeigen“. Der Pfarrherr lobte die gute Denkart des armen Mannes. „Aber das Mägdlein,“ sagte er, „soll nicht das Brot mit Euren Kindlein theilen; sonst werden die Stücklein zu klein. Ich will ihm einen Vater und eine Mutter su- chen“. — Also ging der Pfarrherr zu einem wohlhabenden und gut- denkenden Manne in seinem Kirchspiel, der selber wenig Kinder hatte^ und sagte: „Peter, wollt Ihr ein Geschenk annehmen?“ — „Nachdem’s ist!“ — sagte der Mann. — „Es kommt von unserm lieben Herrgott.“ — „Wenn’s von dem kommt, so ist’s kein Fehler.“ — Also bot ihm der Pfarrherr das verlassene Mägdlein an und erzählte ihm die Ge- schichte dazu. Der Mann sagte: „Ich will mit meiner Frau reden.. Es wird nicht fehlen“. Der Mann und die Frau nahmen das Kind mit Freuden auf. „Wenn’s gut thut“, sagte der Mann, „so will ich’s erziehen, bis es sein Stücklein Brot selber verdienen kann. Wenn’s nicht gut ,fhut, so will ich’s wenigstens behalten bis in’s Frühjahr. Denn dem Winter darf man keine Kinder anvertrauen.“ — Jetzt hat er’s schon viermal überwintert und viermal übersommert auch. Denn das Kind thut gut, ist folgsam und dankbar, und fleissig in der Schule. Und Speise und Trank ist nicht der grösste Gotteslohn, den das fromme Ehepaar an ihm ausübt, sondern die christliche Zucht, die väterliche Erziehung und mütterliche Pflege. Wer das fremde Töchter- lein unter den andern in der Schule sieht, erkennt es nicht wieder, so gut sieht es aus, und so sauber ist es gekleidet. Was ihr gethan habt Einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, dal habt ihr mir gethan. 26. Das Vogelnest. „Knabe, ich bitt' dich, so sehr ich kann: Ä rühre mein liebes Nest nicht an! O sieh nicht mit deinen Blicken hin! Es liegen ja meine Kinder drin; die werden erschrecken und ängstlich schrei'n, wenn du schau'st mit den großen Augen hinein."
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