1876 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Preuß, August Eduard, Vetter, J. A.
- Auflagennummer (WdK): 100
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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dass die armen Leute ihn mit Zuversicht erwarten würden, und
wollte sie nicht vergeblich harren lassen. Er bat also seinen.
Nachbar, einen wackern Landmann, der Familie das für sie
Bestimmte zu überbringen. Dieser war sogleich bereit, und
der General lieh ihm noch zur Erleichterung des Auftrages das
Pferd, welches er gewöhnlich selbst ritt. — Der Landmann
richtete zwar seinen Auftrag richtig aus, kam aber sehr spät
wieder, und als er den General erblickte, war sein erstes Wort:
„Das Pferd mag ich in meinem Leben nicht wieder reiten,
wenn Sie mir nicht auch Ihren Geldbeutel mitgeben“. — Ver-
wundert fragte der General, was er damit meinte, und erhielt
zur Antwort: „So oft mir auf der Strasse ein armer Mann
begegnete, den Hut hinhielt und um ein Almosen bat, stand
das Pferd still und war nicht von der Stelle zu bringen, bis
der Bittende Etwas erhalten hatte. Zum Unglücke bestand
aber meine ganze Baarschaft in zwei kleinen Geldstücken.
Nachdem ich diese ausgetheilt hatte, musste ich mich, so leid
mirs that, stellen, als würfe ich den armen Leuten Etwas in
den Hut, um nur das Pferd zu befriedigen“. — Das Pferd hatte
sich also, da sein wohlthätiger Herr bei keinem Menschen vor-
überritt, der ihm mit bittender Gebärde nahte, nach und nach
daran gewöhnt, so lange still zu stehen, bis derselbe den Arm
ausstreckte, welche Bewegung nöthig ist, um Jemandem vom
Pferde herab Etwas zu reichen. psennigmagazin für Kiujer.
82. Eine schöne Geschichte von einem Hirtenknaben, -er durch
seine Höflichkeit zu hohen Ehren gelangt ist.
Bei einem Dorfe in der Markgrasschaft Ankona lebten ein Paar
arme Bauersleute, die hatten einen Sohn, der hieß Felix. Dieser
Knabe hatte zwar einen guten Verstand, weil er aber sehr arm war,
musste er die Schweine im Felde hüten.
Felix war von seinen Eltern immer angehalten, gegen Jedermann
gefällig, zuvorkommend und freundlich zu sein. Die andern Knaben
im Dorfe verachteten aber den Schweinehirten und waren grob.
Als Felix eines Tages seine Heerde hütete, kam des Weges ein
Barfüßermönch, der durch den Wald einen Wegweiser begehrte. Weil
es aber schlechtes Wetter war, so sagten die andern Knaben mit ihrer
gewöhnlichen Grobheit: „Nein, ich gehe nicht'/' Da sprang Felix
hervor, grüßte freundlich und bot sich zum Wegweiser an. ^
Da der Mönch unterwegs aus den klugen Antworten des Kna-
den einen guten Verstand wahrgenommen, hat er ihn mit sich in sein
Kloster geführt und mit Bewilligung seiner Eltern in seinen ^rden
aufgenommen. .
Felix studirte jetzt fleißig, und ungeachtet er bald einer der getchr-