1876 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Preuß, August Eduard, Vetter, J. A.
- Auflagennummer (WdK): 100
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Steppen am Orinoko nennt man Ljanos. Es sind mdilen-
weite bäum- und hügellose Grasebenen, die im Sommer verdorren. Dann
klafft der gedörrte Boden in Spalten auseinander, und Staubwolken steigen
in die sengende Luft. In den wenigen Lachen lauern die Zitteraale mit
ihrem elektrischen Leibe. Die Regenzeit aber macht Alles grün, und die üp-
pigste Grasdecke überzieht dann den Boden. Treten die Ströme über ihre
Ufer, so ist die Steppe nichts als ein weites Meer, auf dem einzelne Hügel
hervorragen: auf denselben finden Pferde, Maulthiere und Rinder, welche
frei die Steppen durchstreifen, eine Zufluchtstütte. Die Pampa's am La
Plata sind noch von wilden Büffelheerden bewohnt.
In Nordamerika erhebt sich zuerst das Hochland von Mexiko (Mechiko)
und setzt sich unter dem Namen des Felsengebirges fort, dem nördlichen
Eismeere zu. Getrennt von demselben ziehen sich in gleicher Richtung die
nordamerikanischen Seealpen, welche nach Süden in die goldreiche
Halbinsel von Calisornien sich eindrängen. Zwischen dem völlig verein-,
zelten Gebirge der Apalachen am atlantischen Ocean, welche reich sind an
Eisen, Kohlen und Gold, und dem Felsengebirge hat der Mississippi (der
Vater der Gewäffer) sein riesiges Bette. An seinen Usern stehen noch Ur-
wälder, auch breiten sich daneben Savannen aus. Er eilt in den Golf
von Mexiko. An seinen Ufern liegen die ungeheuren Gebiete der Verein-
nigten Staaten von Nordamerika.
Aus fünf großen See'n, die treppenartig übereinander liegen, entsteht
der Sohn dieser See'n, der Lorenz-Strom. Er bildet beständig Strom-
schnellen und Wasserfälle, unter denen der Niagara-Fall der berühmteste
ist; 4000 Fuß breit stürzt der Strom 160 Fuß in die Tiefe und geht end-
lich in's atlantische Meer. Ein Kranz von zum Theil bedeutenden See'n
umlagert die große Hudsons-Bay. Im Osten derselben liegt Labrador,
im Süden Canada (Kännädä), im Westen breitet sich das britische
Nordamerika aus. — Unter den Inseln im Norden ist Grönland die
bedeutendste. Nach Mauer.
76. Grönland.
Grönland ist ein ödes, rauhes und unfruchtbares Land, hart an der
Küste erheben sich hohe Felsen mit ewigem Eise bedeckt. Im Juli beginnt
der heiße Sommer und dauert kaum zwei Monate, der harte Winter aber
10 Monate. An geschützten Stellen gedeihen einzelne verkrüppelte Birken
und Erlen; es hat dem Grönländer der gütige Schöpfer aber kräftige Moose
gegeben, die er ifft, darunter vor allen das Löffelkraut, das er als Suppe,
als Gemüse und als Salat braucht und ihm zugleich als Heilmittel gegen
dort herrschende Krankheiten dient, das er auch für den Winter unter dem
Schnee verwahrt. Er ifft fast nur Fleisch und zwar Seehundsfleisch, we-
niger Fische, er trinkt Wasser und als Leckerei Thran.
Die Grönländer, Eskimos genannt, sind klein, haben straffe, lange
Haare, schwarze Augen, große Köpfe und gelbe Haut. Männer und Weiber
kleiden sich in Seehuudsfelle: aus Häuten der Eidergans tragen sie Hemden.
Im Winter leben sie in Häusern von Stein, durch eine niedere Thür kriecht
man hinein: es ist 12 Fuß lang, doch nicht ganz so breit und hat selten
Fenster. Es besteht nur aus einem Raum mit einer Bank; diese ist zu-
gleich Tisch und Bett. Unaufhörlich dampft die Thranlampe. Von der
Unsauberkeit muss man schweigen, wo Erwachsene, Kinder, Hunde und Vieh