1876 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Preuß, August Eduard, Vetter, J. A.
- Auflagennummer (WdK): 100
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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fühle und zwischen zwei Feuer gerathe. Also entbrannte am 17. August
der ungeheure Kampf.
42. Die Entscheidungskämpfe des Freiheitskrieges.
1. Die Schlachten bei Groß-Beeren am 23. und Ha gelb erg am 27. August.
In der Mark hatte Bernadotte, der Kronvrinz von Schweden, den Oberbe-
befehl. Napoleon sandte den Marschall Oudinot (Udino) mit 70,060 Mann ab,
um Berlin, den Heerd der vaterländischen Begeisterung, zu nehmen. Bernadette
wich, weil er fürchtete, Napoleon rücke nach, zurück und wollte sogar Berlin ohne
Schlacht preisgeben. Bülow aber sagte im Zorne: „Mich bekommt er nicht zum
Rückzüge. Unsere Knochen sollen vor Berlin bleichen und nicht rückwärts."
Das feindliche Heer befand sich am 23. August bereits bei dem Dorfe Groß-
Beeren, 2 Meilen von Berlin, und zwar nur durch einen großen Kieferwald von
seinem Gegner getrennt. Ein anhaltender Regen hatte alle Wege tief erweicht, da
um Mittag rückten drei Kolonnen vor; eine derselben ward von Tauenzien zurück-
geworfen. Die zweite Kolonne brach Nachmittag um 4 Uhr aus dem Walde her-
vor und erstürmte das Dorf Groß-Beeren. Auf Bülow's 40,000 Mann war noch
kein Angriff erfolgt. Ihm brannte der Boden unter den Füßen. Endlich bricht er
ohne Befehl auf, dahin, wo die Geschütze donnern. Kaum des Feindes ansichtig,
eröffnet er ein heftiges Geschützfeuer. Darauf stürmt das Fußvolk, glühend vor
Kampflust, vor. Doch der Regen hat das Pulver verdorben. Die Landwehrleute
kehren die,Gewehre um, schlagen mit den Kolben drein: „So fluscht et bäter,"
sagten sie. Der Feind wird trotz des heftigen Widerstandes überwältigt; was nicht
flieht, wird erschlagen, Groß-Beeren mit Sturm genommen. Die ersten Haufen
reißen die übrigen mit, das ganze feindliche Heer ist auf der Flucht. Nur vier
schwedische Kanonen senden nunmehr einige unwirksame Schüsse hinterher. Hätte
Bernadette die Verfolgung des Feindes durch die Reiterei nicht verweigert, so wäre
ohne Zweifel die feindliche Armee vollständig aufgerieben. Dennoch war Größe«
geschehen. Die Hauptstadt war gerettet durch preußischen Heldensinn. Gegen
1800 Todte und Verwundete deckten das Schlachifeld, 2000 Gefangene, 14 Ka-
nonen, 60 Munitionswagen und 2000 Gewehre wurden heimgebracht. In Berlin
hatte man gewünscht, gehofft und Mancher hatte inbrünstig gebetet. Der Jubel und
die Opferwilligkeit kannte keine Grenzen. Zahllose Wagen mit Lebensmitteln wurden
dem Schlachtfelde zugeführt und Verwundete überall in Pflege genommen.
Die Einnahme Berlins zu unterstützen, war ein französisches Corps unter
Gérard (Scherar) im Anzuge. Der General Hirschfeld verlegte ihm mit seinen
Truppen, meist märkischer Landwehr, den Weg. Es erhob sich (den 27. August) in
und um Hagelberg, einem Dorfe bei Belzig, ein äußerst blutiger, von den Preu-
ßen fast nur mit den Kolben geführterkampf. 3000feinde erlagen, 3500gefangene,
7 Geschütze und 6000 Gewehre wurden heimgebracht. Von 12,000 Franzosen ret-
teten sich nur 1700 nach Magdeburg. Das war einer der Ehrentage der preußischen
Landwehr, die hier nur 1100 Todte und Verwundete hatte. N. F. Schmidt.
2. Die Schlacht an der Katzbach. (Den 26. August 1813.)
Der Jüngling in dem weißen Haar, der alte Heldengreis Blücher^
trieb schon vor Mitternacht des 17. August die Franzosen vor sich her und
ließ sie nicht zum Stehen kommen. Napoleon dachte, der ungestüme Alte
mit seinem Vorwärts muff zuerst zur Ruhe gebracht werden. Blücher aber
merkte das. Auf einmal zeigten die Franzosen ihm die Stirn, ja sie drängtew
ihn, wie wenn Keil hinter Keil getrieben wird. Es war Napoleon.
Blücher wich langsam zurück, aber nur Schritt vor Schritt. Auf einmal
wurde es ihm wieder leichter; er fasste Fuß und trieb seinen Feind wieder
zurück. Napoleen war schon wieder in Dresden, da gelangen ihm seine
Künste besser. In Schlesien aber sollte es nun anders kommen.