1876 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Preuß, August Eduard, Vetter, J. A.
- Auflagennummer (WdK): 100
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der kann Folgendes erzählen. Hier an der Welse stand schon in uralten Zeiten
eine Mühle, die hatte vier Gänge und hieß die Vier rüder Mühle, untz
die gehörte dem Jungfrauen-Kloster in Stettin. Sie lag da, wo der alte
Königsweg über die Welse sührte, und haben hier die Fürsten Brandenburgs
bis in die Zeiten der Kurfürsten vielfache Kämpfe mit den Pommern ausgc-
fochten. Hier stand auch eine feste Burg, und der Burgflecken erbaute sich um
sie herum und erhielt feinen Namen von dem der Mühle, die noch heut zu
Tage vier Gänge hat.
Die Markgrafen von Schwedt stammen von einem Sohne des großen
Kurfürsten ab, und sie sind mit dem dritten Markgrafen wieder ausgestorben.
Die vielen sonderbaren Geschichten aber, welche man sich in der Uckermark und
Neumark, namentlich vom Markgrafen Hans erzählt, gehören wohl einer
älteren Zeit an. Der Kurfürst Joachim I. theilte nämlich das Lund unter
seine beiden Söhne. Der ältere, Joachim H., wurde Kurfürst und erhielt
die Kurmark, der andere, Johann, als Markgraf die Neumark. Dieser Johann
oder Hans wohnte zu Cüstrin und soll ein großer, gewaltiger Herr und mäch-
tiger Zauberer gewesen sein, der wunderbare Thaten verrichtet hat, der im
warmen Sommer über die tiefsten Gewäsier und auch durch die Luft dahin-
gejagt ist; aber ich mag das Alles nicht glauben, habe dagegen oft genug selbst
gesehen, wie in der alten Markgrosschast Schwedt von Dorf zu Dorf prächtige
Alleen von großen Waldbäumen gepflanzt sind, und wie eine trefflich waltende
Hand und ein scharfes Auge hier müßen geherrscht und Ordnung gehalten
haben, und in Niederkranig wißen sie noch manche Beispiele zu erzählen,
wie Markgraf Hans Bauern, welche nicht pünktlich seinen Willen erfüllt, augen-
blicklich aus der Wirthschaft gejagt und andere hineingesetzt habe. — Von jenen
Geschichten aber, die erzählt werden, ist die folgende eine. Markgraf Hans
hatte in der Neumark einen großen Acker, auf dem entsprang ein Quell, der
keinen Abfluß fand und das Land versumpfte. Das ward dem Markgrafen
lästig, darum spannte er zwei schwarze Stiere vor seinen Pflug und zog damit
eine große Wasierfahre bis in die Gegend von Niederkränig und Nipperwiese,
wo er sammt Pflug und Stieren plötzlich über den dortigen Elsbusch fortfuhr
und verschwand. Die so entstandene Wasierfahre ist das kleine Flüsichen
Rörike, welches noch heute in stetem Zickzack läuft, weil die Stiere des Mark-
grafen unruhig kreuz und quer liefen, nach trockenem Boden suchend. — Früher
ßc^ör.ic ein Theil der Martgrafschaft, namentlich Schwedt und Vierraden zur
Grafschaft Hohenstein, und von dem alten Grasensitz dieses Namens steht
noch ein Thurm an der Welse an der Nordseite von Vierraden.
Von vielen Seen in der Uckermark geht die Sage, dasi m denselben
Städte untergegangen seien, und oft schon sind die Fischer mit ihren Netzen
an den Kirchthürmen sitzen geblieben. Das wird namentlich auch vom Wehr-
bellin, großen Paar st ein und großen Plagsee erzählt. — War einmal
em Mann von Liepe nach Oderberg gegangen, und wie er in sinsterer Nacht
heim ehrt, kommt er vom Wege ab und geräth in die Teufelsberge, da kommt
Etwas und führt ihn in eine große schöne Stadt, die er zuvor noch nie ge-
sehen, und wie er sich an all der Pracht satt geschaut, wird er wieder hinaus-
geführt. ^ i,a sieht er sich verwundert um, und beim Scheine des Mondes, der
mdess ausgegangen, erkennt er, dasi er dicht am großen Plagsee steht, und hat
nun wohl errathen, wo er gewesen.
Die im großen Paarstein untergegangene Stadt soll Fineten oder
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