Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Vaterland - S. 12

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
12 dessen Sinnesart beurteilte nun auch Varus den Armin, welcher ebenso freundlich als Flavius gegen den römischen Feldherrn that und oft von Varus zu Tische geladen ward. Armin ließ ihn beim Glauben, bis das Werk der Befreiung, das er heimlich im Herzen trug, zur Reife gediehen sei. Denn heimlich hatte er die Besten seines Stammes zusammen- berufen und mit ihnen in stiller Waldeinsamkeit Rat gepflogen. Alle erkannten, daß für die Deutschen nur darin Heil sei, wenn sie alle Römer, die im Lande saßen, wie böse Raubtiere auf einem einzigen Treibjagen erschlügen. Dazu lud er nun die benachbarten Brukterer und die Marsen und noch andere Stämme ein, und alle schlossen mit den Cheruskern eine Eidgenossenschaft auf Leben und Tod. Vorerst wollten sie aber die Römer durch erheuchelte Demut sicher machen, und wenn sich Römer bei ihnen zeigten, leisteten sie nicht den geringsten Widerstand. Indessen hatte Armin eine Jungfrau gesehen, die hieß Thusnelda. Keine andere im ganzen Cheruskerlande kam ihr gleich an Schönheit des Leibes und der Seele, und mit bitterem Schmerze sah auch sie die Er- niedrigung ihres Volks. Ihr Vater aber, Segest, hielt zu den Römern und hoffte durch ihren Beistand sich die Herrschaft über sein Volk zu erringen. Zu dieser Jungfrau trug Armin treue Liebe im Herzen, und treu und innig hing Thusnelda an ihm. So ging er denn zu Segest und freite um die Hand der Jungfrau, und als sie ihm verweigert ward, achtete er in seiner großen Liebe weder der alten Sitte, noch der Gefahr für seine Freiheit, wenn der Vater ihn ereilte. Er entführte Thusnelden und brachte sie heim als sein eheliches Weib. Dafür schwur ihm Segest ewige Rache, und er begann dieselbe damit, daß er den Varus vor Armin als einem Verräter warnte. Doch Segest predigte tauben Ohren; der römische Feldherr meinte, an allen den Verleumdungen sei bloß die Entführung der Thusnelda schuld, und überdies deuchte er sich klüger und verachtete den Rat eines „plumpen Deutschen." So schlug ihn Gott mit Blindheit. 2. In seinem Sommerlager an der Weser saß Varus, als er die Kunde erhielt, ein deutscher Stamm an der Ems habe sich erhoben und alle Römer, die in seinen Marken wohnten, erschlagen. Also war es verab- redet worden unter den Eidgenossen. Denn Armin, die Seele des Bundes, hatte zuvor bedacht, daß Varus in solchem Falle nicht säumen würde, mit aller Macht ins Feld zu ziehen. Und so kam's auch. Der Römer beschloß, ohne Verzug aufzubrechen und Rache zu nehmen. Beim Abschiedsmahl im Lager waren Armin und Segest zu Gaste, und Segest warnte noch einmal. Doch Varus glaubte ihm abermals nicht und gebot vielmehr dem Armin, daß dieser den Heerbann der Deutschen aufbiete und sie als Bundesgenossen den Römern zuführe. Dann brach er stolzen Mutes mit drei erprobten Legionen auf und zog in die Berge an der Weser, in die Gegend, wo jetzt Herford und Salzufeln liegen. Rasch bot Armin den Heerbann auf, und freudig nahmen die Eidgenossen ihre Schwerter, um für die Freiheit zu kämpfen. Aus wohlbekannten kiirzeren Wegen führte Armin sie hinter den Römern her und fiel
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer