1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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durch, den Bergwald ; der Regen rann ans sie nieder, und der
Wind trocknete ihnen die durchnässten Kleider. Am vierten
Morgen zogen sie hei dem hölzernen Turmgerüst vorüber, welches
an der Landesmark der Thüringe gezimmert war ; erstaunt sah
der Wächter, der im Hofe daneben wohnte und sonst wenig
um reisende Haufen zu sorgen hatte, auf die Fahrenden; diese
aber riefen ihm laute Grüsse zu, denn er war, obgleich nur ein
einsamer Waldmann, der letzte ihres Volkes. Von da durch-
fuhren sie eine Stunde die Grenzwildnis, unfruchtbare Kies-
höhen mit knorrigen Kiefern, wo niemals ein Siedler einen Hof
gebaut hatte und selten der Schlag einer Axt erklungen war,,
denn unheimlich lag der Strich, und schädliche Geister fuhren,,
wie man sagte, die Grenze entlang, weil sie ausgeschlossen
waren von dem Boden, den gute Volksgötter für die sesshaften
Männer behüteten. Aber jenseit des Kieferwaldes sahen die
Siedler von der Höhe freudig in ein weites Tal, das mit an-
sehnlichen Hügeln und dichtem Laubwald eingefasst war. Dort
zog sich in gewundenem Lauf der Idisbach durch die Wiesen,
und am Fuss der Anhöhe lagen Höfe und geteiltes Ackerland.
Lustig schien die Sonne über das helle Grün und das sprossende
Laub; die Rosse schnoben, als sie die frische Talluft witterten,
und die Rinder brüllten der Weide entgegen. Die Wanderer
aber hoben die Arme flehend zu der Göttin auf, welche über
dem Tal waltete und die Leben der Männer wohl zu behüten
vermochte, wenn sie ihr lieb wurden. Freytag.
81. Tic Cimbern und Teutonen.
Im Jahre 113 vor Christi Geburt ward in der Stadt Rom die
Kunde erzählt: In den steirischen Alpen steht ein Volk von Riesen und
schüttelt die Waffen; es sind ihrer dreimalhunderttausend mit trutzigen
Angen, so blau wie der welsche Himmel; Cimbern heißen sie sich-
selber; weither von Mitternacht, wo es nie Frühling wird, sind sie
gekommen; dort hat das Meer ihr Land verschlungen, und jetzt gelüstet
es sie nach dem schönen Italien. Da war in Rom große Besorgnis,
und in Eile führte ein Feldherr ein Heer gegen die Cimbern; er traf
sie im heutigen Steiermark. Sie ließen ihm aber durch Gesandte sagen:
„Wir sind nicht gekommen, um mit dir zu streiten; nach dem Lande
Gallien wollen wir ziehen, drum laß uns ehrlich Frieden halten und
gib uns Wegweiser." Der Römer versprachs, doch gab er ihnen
falsche Führer und überfiel das fremde Volk in der Nacht, da es.