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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 115

1908 - Altenburg : Bonde
Ha selbst war dieser Meinung und trug fast zu spät die wertvollsten Sachen des heiligen Gallus in die Burg. Die Feinde zogen nicht gesammelt, sondern brachen in Schwärmen über Städte und Dörfer, weil niemand widerstand, raubten und brannten ans und sprangen unerwartet gegen Sorglose, wo sie gerade wollten. Auch in den Wäldern lagen ihrer zuweilen hundert oder auch weniger, um hervorzubrechen. Nur der Rauch und der rote Feuerschein am Himmel verrieten, wo gerade die Haufen waren. Es war aber damals unter den Unsern ein recht einfältiger und närrischer Bruder, dessen Rede und Tun oft belacht wurde, mit Namen Heribald. Ihn mahnten die Brüder, als sie nach der Burg flohen, daß auch er fliehe. Er aber sprach: „Meinetwegen fliehe, wer will; ich aber werde niemals fliehen, denn mir hat der Kämmerer in diesem Jahre kein Leder zu Schuhen gegeben." Da ihn aber die Brüder in der letzten Not mit Gewalt zwingen wollten, mit ihnen zu weichen, so sträubte er sich sehr und erklärte, niemals den Weg zu machen, wenn ihm nicht sein jährliches Leder in die Hand gegeben würde. Und so erwartete er furchtlos die eindringenden Ungarn. Endlich flohen fast zu spät die Brüder mit anderen Zweiflern, durch den Schreckensruf gescheucht: „Die Feinde dringen heran." Heribald aber spazierte müßig aus und ab. Da brachen die köchertragenden Ungarn ein, mit Wurfspeer und Lanze drohend. Eifrig suchten sie überall, kein Geschlecht oder Alter hatte auf Erbarmen zu hoffen. Da fanden sie den Bruder allein, der furchtlos in ihrer Mitte stand. Sie wunderten sich, was er hier wolle und warum er nicht geflohen war. Die Führer befahlen den Mördern, seiner noch mit dem Eisen zu schonen, und fragten ihn durch Dolmetscher; und als sie merkten, daß er ein großer Narr war, schonten sie lachend seiner. Endlich fragten sie den Narren, wo der Schatz des Klosters biege. Er führte sie rüstig zu dem verborgenen Türlein des Schatzhauses, sie er- brachen es, fanden aber darin nur Leuchter und vergoldete Kronleuchter, welche die Eiligen bei der Flucht zurückgelassen hatten, und gaben Heribald Ohrfeigen, weil er sie getäuscht hatte. Zwei von ihnen bestiegen den Glockenturm, denn sie hielten den Hahn auf der Spitze für golden. Und als sich einer weit vorbeugte, um ihn mit der Lanze abzustoßen, fiel er von der Höhe in den Vorhof und kam um. Der andere stieg ans den Gipfel der östlichen Zinne, fiel rückwärts herunter und ward ganz zerschmettert. Diese beiden verbrannten sie, wie Heribald später erzählte, zwischen bcn Türpfosten, und obgleich der flammende Scheiter- haufen den Türbalken und die Decke heftig ergriff und mehrere von ihnen um die Wette mit Stangen den Brand schürten, vermochten sie
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