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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 125

1908 - Altenburg : Bonde
125 Zug non gewappneten Rittern daher gezogen, stolz zu Roß. Der Knabe sieht mit Lust die blinkenden Helme und Harnische, die glänzenden Speere und die hohen Reitersleute an. Die aber biegen plötzlich von der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle zugeritten, wo er das Vieh weidet; und das Feld ist doch keine Straße, und es gehört doch seinem Vater. Er besinnt sich kurz, geht kühn aus die Ritter zu, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ihnen entgegen: „Kehrt um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!" Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht verwundert den Hirten an, der es wagt, ihm entgegenzutreten. Er hält sein Roß zurück und hat seine Freude an dem mutigen Knaben, der so kühn und furchtlos seinen Blick erwidert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist du, Knabe?" — „Ich bin Hermann Billungs ältester Sohn und heiße auch Hermann, und dies ist meines Vater Feld; ihr dürft nicht hinüberreiten!" — „Ich wills aber, Knabe," erwidert der Ritter mit drohendem Ernst; „weiche, oder ich stoße dich nieder!" Dabei erhebt er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos stehen, sieht mit blitzendem Auge zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und Ihr dürft nicht über das Feld reiten, Ihr reitet denn über mich hinweg!" — „Was weißt du vom Rechte, Knabe?" —- „Mein Vater ist der Billung; vor einem Billung darf niemand das Recht verletzen!" — Da ruft der Ritter noch drohender: „Ist denn das recht, Knabe, daß du deinem Könige den Gehorsam versagest? Ich bin Otto, dein König!" — „Ihr seid Otto, unser König, Deutschlands Hort und der Sachsen Zierde, von dem mein Vater uns soviel erzählt? Otto, Heinrichs des Sachsen Sohn? Nein, Ihr seid es nicht! Der König schützt das Recht, und Ihr brecht das Recht! Das tut Otto nicht, sagt mein Vater!" — „Führe mich zu deinem Vater, braver Knabe!" antwortete der König, und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit erglänzte auf seinem ernsten Angesicht. — „Dort ist meines Vaters Hof, Ihr könnt ihn sehen," sagte Hermann; „aber die Rinder hier hat mein Vater mir anvertraut; ich darf sie nicht verlassen, kann Euch also nicht führen. Seid Ihr aber Otto, der König, so lenket ab vom Felde auf die Straße; denn der König schützt das Recht!" Und der König Otto, der Große genannt, gehorchte der Stimme des Knaben, denn der Knabe hatte recht, — und reitet zurück auf die Straße. Bald aber wird Hermann vom Felde heimgeholt; denn der König ist bei seinem Vater eingekehrt und hat zu ihm gesagt: „Billung, gib mir deinen ältesten Sohn mit! Ich will ihn bei Hofe erziehen
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