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1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Stadt, aber alle Mühsale waren vergessen. Namenlose Wonne ergriff
sie; sie weinten vor Freude und küßten den Erdboden und wären gern
gleich eingezogen. Aber die Stadt war befestigt und von 60000
Muhamedanern besetzt. Man schickte sich zum Sturme an, aber die
Türken schlugen ihn ab. Wochenlang wurde die Stadt belagert.
Brennender Durst quälte die Belagerer, da weit und breit die Brunnen
verschüttet waren. Meilenweit mußte das Holz zu den Belagerungs-
werkzeugen herbeigeschafft werden. Nach mühevoller Belagerung drangen
die Kreuzfahrer endlich am 15. Juli 1099 unter dem Rufe: „Gott
will es! Gott will es!" in die Stadt ein. Ein schreckliches Morden
beginnt. Männer und Weiber, Greise und Kinder tötet erbarmungs-
los das Schwert der Christen. Von Gasse zu Gaffe wälzt sich der
Mord. Nur Gottffied hält sich fern von diesem Würgen; barfuß,
ohne Helm und Panzer eilt er in die Kirche zum Heiligen Grabe, um
dem Herrn für den errungenen Sieg zu danken. Nach dreien Tagen
endlich endet Mord und Plünderung. Nun werden die Straßen ge-
gereinigt; die Sieger waschen das Blut von ihren Händen, und in weiße
Gewänder gehüllt, wandeln sie in feierlichem Zuge nach dem Heiligen Grabe.
Gottfried wurde zum König von Jerusalem erwählt. Allein er
weigerte sich beharrlich, da eine Königskrone zu tragen, wo sein Heiland
eine Dornenkrone getragen hatte, und begnügte sich damit, Beschützer
des Heiligen Grabes zu heißen. Er starb schon nach einem Jahre und
ward in der Kirche des Heiligen Grabes zu Jerusalem begraben. Auf
sein Grab schrieben die trauernden Kreuzfahrer die einfachen Worte:
„Hier liegt Gottfried von Bouillon, welcher dies Land der Christenheit
wiedergewonnen hat. Seine Seele ruhe in Christo. Amen!"
Nach Verschiedenen.
104. Schwäbische Kunde.
Als Kaiser Rotbart lobesam
zum Heilgen Land gezogen kam,
da mußt er mit dem frommen Heer
durch ein Gebirge, wüst und leer.
Daselbst erhub sich große Not:
viel Steine gabs und wenig Brot,
und mancher deutsche Reitersmann
hat dort den Trunk sich abgetan;
den Pferden wars so schwach im
Magen,
fast mußte der Reiter diemähre tragen.
Nun war ein Herr aus Schwabenland,
von hohem Wuchs und starker Hand;
des Rößlein war so krank und
schwach,
er zog es nur am Zaume nach;
er hätt es nimmer aufgegeben,
und kostets ihm das eigne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
hinter dem Heereszug zurück. —
Da sprengten plötzlich in die Quer
fünfzig türkische Reiter daher.