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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 136

1908 - Altenburg : Bonde
136 laute die neun Tageszeiten der Kirche gemeldet und daneben das Horn oder die Trompete der Türmer. Die Sonnenuhr und vielleicht eine große Sanduhr am Rathause haben am Tage den Verlauf der Stunden gewiesen. Die Stadt hat ihren Markttag; am Rathause ist die rote Fahne ausgesteckt. Solange sie hängt, haben die fremden Verkäufer das Marktrecht. Zn allen Toren ziehen die Landleute der Umgegend herein, auch die Landbäcker und Metzger, welche an besonderen Plätzen seilhalten dürfen. Auf Ständen, Tischen und Krambuden sind die Waren ausgelegt. Aber das Wertvollste war damals in dunklen Stuben und Gewölben der großen Kaufherren, in eisernen Truhen und hinter festem Verschluß aufbewahrt. Nur der Goldschmied stellte kleine Becherlein und Ketten hinter die grünen Fensterranten der Werk- statt, vorsichtig und unter Aufsicht, damit nicht ein fremder Strolch hineinschlage und mit der Beute entlaufe. A« dem Stadttor wird jeder Wagen, der passieren will, von den Torhütern sorglich beschaut. Den Karren der Landlente folgen große Frachtwagen. Ihr Inhalt ist unter einer Leinwanddecke verborgen; es ist wertvolles Kanfmanns- gut, eine schwere Ladung; denn viele Pferde waren nötig, den Wagen fortzuschaffen; bewaffnete Reiter des nächsten Landesherrn haben ihn geleitet. So knarren die Wagen und handeln die Menschen, bis die Markt- sahne vom Rathause abgenommen wird oder ein Glöcklein den Markt ausläutet. Auf allen Straßen ziehen die Karren und Menschen znm Tore hinaus, iu der Stadt aber dauert die Bewegung fort. Am Abend freut sich der Bürger geschäftslos des Lebens in den Straßen und Gaffen. Straßen und Märkte füllen sich, Neuigkeiten werden aus- getauscht, an Türen und Fenstern werden Grüße und Scherzreden ge- wechselt. In den Straßen wird es finster, denn Beleuchtung gibt es noch nicht. Nur wenn vornehme Gäste im Orte lagen und in Nächten, wo Feindesgefahr drohte, befahl der Rat, daß jeder eine Laterne vor sein Hans hänge, eine Fackel oder ein Blech mit brennendem Kienholz. Die Vornehmen besuchen die geschlossenen Gesellschaften ihrer Geschlechter- ftnben. Der Handwerker sucht die Zechstube der Innung. In öffent- lichen Schenken herrscht ein buntes Leben und oft ein wüstes Treiben. Man warf einander die Krüge ins Gesicht, stieß Tisch und Bänke um und geriet einander in die Haare, bis der starke Wirt Frieden stiftete. Das lustige Leben der Schenke hört auf, sobald die Ratsglocke zum ersten Male läutet. Dann müssen alle Häuser geschlossen werden, und kein Wirt darf im Hanse schenken. Nach dem letzten Läuten soll
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