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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 160

1908 - Altenburg : Bonde
160 Jetzt eilte Heinrich der Unglückliche selbst herbei, um seine Haupt- stadt zu schützen. Seine ehrwürdige Mutter brachte er zu größerer Sicherheit auf Schloß Osterstein. Auch Friedrich der Sanftmütige er- schien und lagerte sich mit seinen Truppen links der Elster von Debsch- witz bis zum Heersberg oberhalb Lusan; er wagte aber nicht, das weit stärkere Heer seines Bruders anzugreifen, auch schlugen alle feine Bemühungen, diesen von der Stadt abzuziehen, gänzlich fehl. — Am 15. Oktober gab Wilhelm den Befehl zum Sturm. Die Böhmen unter Georg Podiebrad und die Brandenburger unternahmen den ersten Anlauf, wurden jedoch mit blutigen Köpfen zurückgeworfen. Fast entsank ihnen der Mut; da versprach Georg Podiebrad seinen Scharen volle Freiheit zum Plündern. Noch waren die Verteidiger auf einen neuen Angriff nicht vorbereitet, als die wilden Horden, rasend vor Wut, abermals gegen die Mauern heranstürmten. In der Nähe des (alten) Schlosses wurden diese zuerst erstiegen, dann auch an anderen Orten; die Tore wurden gesprengt, und wie eine wilde Flut ergoß sich die blutdürstige Schar in die unglückliche Stadt. Ein heftiger Straßenkampf entbrannte, aber er endete nur mit der Gefangen- nahme des letzten Häufleins der Verteidiger. Und nun traf die Stadt ein Schicksal, wie es furchtbarer nicht gedacht werden kann. Weder Kind noch Greis, weder Mann noch Weib fand Erbarmen vor den entmenschten Siegern. Keine Feder vermag die Schreckensszenen zu schildern, von denen alle Häuser und Straßen erfüllt waren. Draußen aber auf der Höhe des Heersberges stand Kurfürst Friedrich der Sanftmütige und sah tatenlos dem ent- setzlichen Schauspiele zu. Wohl sandte er 800 Reiter unter Kunz von Kauffungen und Nikolaus Pflugk an die Stadt heran; aber was ver- mochte dieses Häuflein gegen den Schwarm der Feinde! Ihre An- führer wurden gefangen genommen, die übrigen ergriffen die Flucht. Die Stadt war rettungslos verloren. Schon standen das Schloß und mehrere Straßen in hellen Flammen. An 3000 Menschen hatten sich in die St. Johanniskirche geflüchtet und hofften, hier sicher zu sein. Wie bitter sahen sie sich getäuscht! Die rohen Horden fragten nichts nach der Heiligkeit des Ortes. Sie erbrachen die Tore, und bald hallte das Gotteshaus wider von tausendstimmigem Jammergeschrei. Die beklagenswerten Opfer tierischer Mordlust wurden ausgeplündert und hingeschlachtet oder von den Einporen, ja sogar vom Turme herab- gestürzt. Dann legte man Feuer an, und was etwa noch atmete in- mitten des Haufens zuckender Menschenleiber, das fand seinen -voö unter stürzenden Balken, Oualm und züngelnden Flammen. Einem
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