1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bache gleich soll das Blut die Stufen der Kirche herab durch das
Badertor geflossen sein. Mehr als 5000 Menschen fanden an diesem
Schreckenstage ein jammervolles Ende. Die ganze Stadt war in einen
Schutt- und Trümmerhaufen verwandelt. Heinrich der Unglückliche
wurde von den Böhmen als Gefangener nach Prag geschleppt und
starb schon 1451 in der Blüte seiner Jahre. —
Der unselige, tränenvolle Krieg wurde übrigens gleich nach dem
Falle Geras beendigt. Die Heere der feindlichen Brüder standen sich
kampfgerüstet an der Elster gegenüber. Herzog Wilhelm hatte sein
Lager in die Gegend von Zwötzen nach dem Zoitzberge hin verlegt,
während Friedrich noch immer seine Stellung am Heersberge be-
hauptete. Da trat, so erzählt die Sage, ein Büchsenmeister zu Friedrich
und erbot sich, auf Wilhelms Zelt hinüberdeutend, dem Kriege durch
einen einzigen Schuß ein Ende zu machen. Aber Friedrich, den Sinn
des Versuchers rasch durchschauend, erwiderte unwillig: „Schieß, wen
du willst, nur meinen Bruder nicht!" Dies Wort brüderlicher Liebe,
Wilhelm hinterbracht, rührte dessen stolzes Herz, und als am folgenden
Tage ein kaiserlicher Gesandter erschien, um den Streit zu schlichten,
boten sich die Brüder gern die Hand zur Versöhnung. —
Aber lange währte es, ehe die Stadt Gera und die benachbarten
Dörfer von dem schrecklichen Unglück sich wieder erholten. Einige Ort-
schaften sind überhaupt nicht wieder aufgebaut worden, und nur ihr
Name lebt noch im Munde des Volkes als Bezeichnung des Ortes,
wo sie einst gestanden. Lonitz.
119. Der sächsische Prinzenraub.
8. Juli 1455.
1. warum Run; von Rauffungen sich an dem Rurfürlleu
rächen wollte.
Im Bruderkriege hatte der Ritter Kunz von Kauffuugen dem
Kurfürsten Friedrich dem Sanftmütigen gedient. Bei der Eroberung
von Gera war Kunz gefangen worden und hatte sich mit 4000 Gulden
losgekauft. Er verlangte die Erstattung des Lösegeldes, bekam aber
vom Kurfürsten eine abschlägliche Antwort, weil er nicht als Lehens-
mann, sondern als Söldner gedient habe. Da drohte Kunz dem Kur-
fürsten ins Angesicht, er wolle sich für diesen Schaden nicht r ^and
und Leuten, sondern an des Kurfürsten eigenem Leibe und Blute
rächen und erholen. Der Kurfürst sagte auf solche Rede lächelnd:
"Mein Kunz, siehe, daß du mir die Fische in den Teichen nicht ver-
breu ust!"
R Iv. R.
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