1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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in der Nacht nach Freiberg, wohin Kunz von Zwickau aus gebracht
worden war, und man läutete alle Glocken. Da fragte Kunz, was das
zu bedeuten habe, und als man ihm die Ursache vermeldete, rief er:
„Das gilt mir mein Leben!"
Am 15. Juli zog die ganze kurfürstliche Familie nach Ebersdorf,
eine halbe Stunde von Chemnitz gelegen, wo damals eine Wallfahrt
war, um Gott für die gnädige Beschützung und Erhaltung der jungen
Herren zu danken. Am 16. Juli hielt sie in Altenburg ein großes
Freudenfest, und man tat in allen Kirchen öffentliche Danksagung.
5. Wie Kunz bestraft und der Köhler belohnt wurde.
Den 14. Juli um 4 Uhr nachmittags wurde Kunz zu Freiberg
öffentlich enthauptet; ein gevierter breiter Stein bezeichnet noch jetzt die
Stätte der Hinrichtung. Man erzählt, der Kurfürst habe ihn be-
gnadigen wollen, aber der Bote fei zu spät gekommen. Hans Schwalbe
wurde den 28. Juli zu Zwickau mit Zangen zerrissen und gevierteilt.
Am 31. Juli wurde Dietrich von Kauffungen, Kunzens Bruder, vor
Altenburg enthauptet, weil er nach geschehener Tat freventlich gesagt
hatte: „Das Nest werden sie wohl finden, aber die Vögel sind aus-
genommen."
Dem Köhler Georg Schmidt gewährte der Kurfürst die Bitte, iu
dem Walde, in welchem er Herzog Albrecht befreit hatte, sein Lebtag
frei Kohlen brennen zu dürfen. Auch schenkte er ihm zum erblichen
Besitze ein Freigut und verordnete, daß ihm und seinen Nachkommen
jährlich etliche Malter Korn gegeben würden. Nach Albinus.
120. Die Erfindung der Buchdruckerkunst.
Früher gab es nur geschriebene Bücher. Die Mönche vorzüglich
beschäftigten sich mit dem Abschreiben, und es ist zum Erstaunen, wie
weit sie es in der Schönschreibekunst gebracht hatten. Die großen An-
fangsbuchstaben wurden sehr schön mit bunten Farben gemalt, auch
wohl mit Gold ausgelegt, oft sogar mit niedlicheu Bildchen umgeben.
Solche Abschriften kosteten viel Zeit und vielen Fleiß und waren des-
halb auch sehr teuer. Eine einzige schöne Bibel kostete wohl 900 Mark.
Darum konnten auch nur reiche Seilte Bücher haben.
Der Buchdrnckerkunst ging die Formschneidekunst voraus. Es
wurden nämlich in hölzerne Täfelchen allerlei Bilder, besonders von
Heiligen, geschnitten, mit Farbe bestrichen und dann auf Pergament
oder Papier abgedruckt. Bald schnitt man nicht nur einzelne Wörter
dabei, sondern auch ganze Bibelstellen; zuletzt schnitt man sogar ganze