1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ausgeführte Denkmal des im Jahre 1500 gestorbenen Herrn von Gera
und Schleiz, Heinrichs des Mittleren, und seiner Gemahlin Hedwig,
gebornen Gräfin von Mansfeld. Der auf dem Steinsarge liegende
Fürst ist in voller Rüstung und mit dem Helme dargestellt; seine Füße
ruhen auf einem Schädel, in der Rechten hält er den Wappenschild
von Gera, und mit der Linken faßt er das Schwert an. Das merk-
würdigste unter den Grabmälern ist das in der Sankt Annen-Kapelle
befindliche Steinbild des Herrn von Kospoth, des sogenannten Pest-
mannes. Er soll, aus Ungarn kommend, 1575 die Pest nach Schleiz
verschleppt haben. Von den Chorknaben, welche dem Verstorbenen das
Geleit gegeben hatten, sollen sich 19 in den Leichenwagen gedrängt
haben, um in ihm zurück in die Stadt zu fahren. Sie alle wurden
von der Pest angesteckt, und durch sie breitete sich die furchtbare Krank-
heit in dem Maße über die Stadt aus, daß in kurzer Zeit 656 Leute
von der Seuche dahingerafft wurden.
Durch Schönheit zeichnen sich vor allen anderen die Gedenktafeln
für Frau Anna Dorothea Slevogt (gestorben 1686) und für Bürger-
meister Weysse (gestorben 1703) aus. Jene stellt in ihrem Hauptteile
die Kreuzabnahme, diese die Auferstehung des Herrn dar. Bei beiden
sind vorzüglich die einfassenden Gruppen von künstlerischem Werte, bei
jener die Opferung Isaaks und der Kampf Jakobs mit dem Engel, bei
dieser die Gestalt der Wahrheit mit dem Spiegel in der rechten Hand
und die der Ewigkeit mit einem von einer Schlange umwundenen Stabe.
Besondere Aufmerksamkeit verdient der von Agnes Maria, gebornen
Gräfin von Erbach (gestorben 1634), Gemahlin Heinrichs des Mittleren,
Reuß zu Schleiz, gestiftete Altar - Aufsatz. In seinem obersten Teile
sehen wir die Darstellung der Verklärung Christi, unmittelbar aber
über dem Altar das Brustbild Heinrichs Pvsthumus inmitten einer
langen Inschrift, welche das Bild als einen Ersatz für das von den
Franzosen 1806 geraubte Bild der Grablegung Christi bezeichnet. Der
Fürstenstand und das Burgksche Denkmal fallen durch ihre Größe,
jener außerdem durch seine Ausstattung in die Augen. Als Kunst-
werke sind noch hervorzuheben die aus einem einzigen Steine gehauene
Kanzel und der schöne Kronleuchter; über seinen 6 Armen stehen die
5 klugen Jungfrauen mit den brennenden Lampen in den Händen, als
sechster ist Christus dargestellt, Bräutigam und König zugleich.
An der gegenwärtigen Gestalt der Kirche haben Jahrhunderte ge-
baut. An ihrer Stelle hat wahrscheinlich in der Zeit, da um das
Jahr 1000 die ersten christlichen Sendboten von Zeitz aus in da^
Wiesental kamen, eine hölzerne Kapelle gestanden. Sie war der Mutter