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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 226

1908 - Altenburg : Bonde
226 Tränke und den Menschen zur Bereitung ihres Tees, obwohl cs von dem salzigen Boden den widerlichsten Geschmack angenommen hat. Nicht einmal die Freude eines täglich reichen Fischfanges genießt der Bewohner der Hallig. Ein widriges, trübes Gelbgrau ist die gewöhn- liche Farbe der Gewässer um ihn her; und vor dem Aufenthalte in einer Meeresstrecke, die bei der Ebbe stundenweit ihren Schlammboden aufdeckt, hüten sich die Fische und überlassen gern dem Seehund und der häßlichen Roche das wenig einladende Gebiet. Doch glücklich die Hallig, wenn hiermit ihr Bild vollständig ge- zeichnet wäre. Aber es bleibt noch eine furchtbare Seite übrig. Zur Gewohnheit sind die Überschwemmungen geworden, die, alles flache Land überflutend, bis an die Werften hinaufsteigen und an die Mauern und Fenster der Hütten mit ihrem weißen Schaume anschlagen. Da blicken denn die Wohnungen aus der weiten Wasserfülle nur noch als Strohdächer hervor; man glaubt es kaum, daß sie menschliche Wesen bergen, daß Greise, Männer, Frauen und Kinder vielleicht ruhig um ihren Teetisch her sitzen und nicht einmal einen flüchtigen Blick auf den umdrängenden Ozean werfen. Manches fremde, aus seiner Bahn verschlagene Schiff segelte schon in solchen Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig weg, und die erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei umgeben, wenn sie ans einmal neben sich ein freundliches Kerzenlicht durch die hellen Fenster einer Stube schimmern sahen, die, halb von den Wellen bedeckt, keinen andern Grund als die Wellen zu haben schien. Aber oft bricht auch zugleich mit der Flut ein Sturm auf das bange Eiland ein. Die Wasser steigen gegen 5 m über ihren gewöhnlichen Stand hinauf. Das Meer sendet immer von neuem seine volle, breite Gewalt gegen die einzelnen Werften, um sie aus seiner Bahn wegzuschieben. Der Erdhügel, der eine Zeitlang zitternd wider- stand, gibt nach; bei den unausgesetzten Angriffen bricht ein Stück nach dem andern ab und schießt hinunter. Die Pfosten des Hanfes, welche mit Vorsicht ebenso tief in die Werften eingesenkt wurden, wie sie darüber hervorstehen, werden entblößt; das Meer faßt sie, rüttelt sie. Der erschreckte Bewohner des Hauses rettet erst seine besten Schafe hinauf auf den Boden, dann flieht er selbst nach. Und es war hohe Zeit. Denn schon stürzen die Mauern, und nur noch einzelne Ständer halten den schwankenden Dachboden, die letzte Zuflucht. Mit furcht- barem Siegerübermut schalten nun die Wogen im untern Teile des Hauses; sie werfen Schränke, Kisten, Betten, Wiegen mit wildem Spiel durcheinander, schlagen sich immer freieren Durchgang und reißen endlich alles hinaus ans den weiten Tummelplatz ihrer Kraft. Immer wankender
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