1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
238
eine lange Holzbank entlang, vor welcher ein großer Tisch aus braun-
gemaltem Tannenholze mit vielen Schubladen steht. Sonst sind im
Zimmer noch einige kleine Hängeschranke, einige hölzerne oder ails
Weiden geflochtene Stühle, ein Korb mit einer Gluckhenne, deren
Küchlein piepend umherlaufen, die umhergestreuten Brotkrumen auf-
zulefen. Neben dieser Wohnstube befindet sich ein ähnliches, aber etwas
kleineres Zimmer mit grün angestrichenen Betten und einigen großen
Koffern, die Leinenzug und Kleider enthalten.
Ein spitz zulaufendes, vom Alter geschwärztes und mit Moos be-
wachsenes Dach bildet, von außen gesehen, den Hauptteil des ganzen
Gebäudes. Oben an jedem Giebel laufen die beiden äußersten Giebel-
balken noch ein Stück darüber hinaus und sind in Gestalt von Pferde-
hälsen und -köpfen ausgeschnitten. Mit dem Wohnhause in gleicher
Linie und ebenso gebaut, nur etwas kleiner, liegt ein Gebäude, welches
den Stall für 30 bis 40 Schafe, die Ställe für Gänse, Hühner und
Schweine und die sogenannte Hauskammer enthält, in der sich der
Bauer mit Ausnahme der eigentlichen Räder alle feine ländlichen
Werkzeuge, als Pflüge, Wagen u. s. w., selbst verfertigt. Nicht weit
vom Hause befindet sich der Brunnen. Das Brnnnenloch ist unbedeckt.
Um dasselbe stehen einige lange Holztröge zum Tränken des Viehes.
Auf dem Hofplatz ist ein einziger großer Dunghaufen mit wenigen
trockenen Stellen, auf welchen Hacken, Eggen oder Wagen herumstehen
und ein großer Haufen von Buschholz zum Brennen aufgestapelt ist.
Neben dem Hofplatz und durch das Haus von demselben geschieden,
erstreckt sich der Garten. Einige Obstbäume geben fast allein demselben
ein gartenähnliches Ansehen, sonst gleicht er mit seinen Kartoffeln,
Bohnen, seinem Kohl und den vielen grünen Grasplätzen zum Weiden des
jungen Viehes vollkommen allem übrigen Acker. Nur unmittelbar unter
den Fenstern des Hauses ist ein kleiner Blumengarten. Sind es auch
nur einige ganz gewöhnliche Blumen, Topfnelken, Goldlack, Levkoien,
etwas Reseda und Salbeikraut, so ist der Anblick doch erfreulich. An
Sonn- und Festtagen, beim Besuch der Kirche und allen festlichen
Gelegenheiten werden Sträuße aus dem Garten zum Schmuck getragen.
Nach den Greuzboten.
166. Berlin.
I.
Eine der bedeutendsten und schönsten Städte der Welt ist die
Kaiserstadt Berlin, die Hauptstadt des Deutschen Reichs. Aus kleinen
Anfängen entstanden, hat sie mit dem Wachstume des preußischen Staats