1908 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Jungandreas, R., Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Gewässern an. Tritt man plötzlich an sie heran, so tauchen sie alle
wie auf Kommando in die Tiefe; doch kommen einzelne bald wieder
heraufgeschlängelt und hängen dann wieder wie vorher mit den Köpfen
nach unten.
Binnen vierzehn Tagen oder drei Wochen, je nach der Wärme
des Wetters, Rauten sie sich dreimal an der Oberfläche; nach der vierten
Häutung sind sie auf einmal zu Puppen umgewandelt. Das Aussehen
derselben ist ein ganz anderes als das der Larven. Sie sind wie
zusammengerollt, so daß der Schwanz unter dem Kopfe liegt und der
Rücken gewölbt nach oben steht; aus dem Nacken aber ragen zwei
Hörnchen hervor, welche jetzt als Atemröhren dienen. Ebenso hurtig
wie die Larve schwimmt auch die Puppe, wobei das Schnellen mit
dem Schwänze, an welchem zwei Flossen sind, besonders wirksam ist.
Der Kopf der Puppe ist viel dicker als der Hinterleib, der auch aus
Ringen besteht. Im dickeren Teile sieht man durch die Haut schon
deutlich die zusammengeschlagenen Beinchen, die zusammengefalteten
Flügel und die Augen. Als Puppe frißt das Tier nicht, es atmet
nur noch. Nach acht Tagen spaltet sich die Haut zwischen den Atem-
röhren, und die Mücke kriecht hervor, indem sie sich auf das abgezogene
Kleid stützt. Sie wartet, bis sie trocken geworden ist, spreizt die Flügel
und fliegt von dannen. Runkwitz.
221. Der Eisvogel.
Der Eisvogel ist unter unsern einheimischen Vögeln einer der
schönsten, an die Pracht seines teils grün, teils himmelblau schillernden
Gefieders reicht keiner der übrigen hinan. Freilich bekommen wir ihn
nur selten zu Gesicht; denn scheu und äußerst vorsichtig lebt er ver-
borgen, niemals mit anderen Vögeln zusammen. Überraschen wir ihn
ja einmal, so entzieht er sich bald unsern Blicken, indem er trotz seiner
kurzen Flügel mit reißender Schnelligkeit in gerader Linie davonfliegt.
Noch seltener, als wir ihn sehen, werden wir seine scharfe, pfeifende
Stimme hören.
In der Regel sitzt er am Ufer auf einem überhängenden, dicht
belaubten Aste; nur zuweilen flattert er minutenlang über der Ober-
fläche einer besonders tiefen Stelle. Sobald er einen kleinen Fisch
wahrnimmt, taucht er blitzschnell in die Tiefe, so daß das Wasser fast
unhörbar über ihm zusammenschlägt. Nach einigen Augenblicken kommt
er an derselben Stelle wieder zum Vorschein, im langen Schnabel, der
fast die Gestalt eines viereckigen, spitz zulaufenden Keiles hat, die