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1. Theil 2 = (6. Schulj.) - S. 61

1876 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
61 aus den Thoren, um zu spähen, ob ein Trupp heranreite. Als endlich ihre Ankunft verkündet wurde, strömte Alt und Jung auf die Strassen. Mit fröhlichem Zurufe wurden sie bewillkomm!, eifrig trugen die Bürger herbei, was das Herz der Fremden er- freuen konnte; man war der Ansicht, dass Brantwein, Sauerkraut, Heringe ihrem nationalen Geschmacke am meisten entsprechen würden. Alles an ihnen wurde bewundert, ihre starken Voll- bärte, das lange, dunkle Haar, der dicke Schafpelz, die weiten blauen Hosen und ihre Waffen: Pike, lange türkische Pistolen, oft von kostbarer Arbeit, die sie in breitem Ledergurt um den Leib trugen, und der krumme Türkensäbel. Entzückt sah man, wenn sie sich auf die Lanze stützten und behend über das dicke Sattelkissen schwangen, das ihnen zugleich als Mantelsack diente, oder dann die Lanzen einlegten und ihre mageren Pferde mit lautem Hurrah antrieben. Und wenn sie gar ihie Lanze mit einem Riemen am Arme befestigen und dahintrotteten, den Kant- scliu, das Staunen der Jugend, in der rechten Hand schwin- gend — dann trat jeder zur Seite und sah ihnen achtungsvoll nach. Auch ihre Reiterkünste entzückten. Im Carriere beugten sie sich zur Erde und hoben die kleinsten Gegenstände auf. Im schnellsten Ritte drehten sie die Pike wirbelnd um den Kopf und trafen sicher den Gegenstand, nach dem sie zielten. Das frohe Erstaunen wich bald vertraulichen Empfindungen. Schnell gewannen sie das Herz des Volkes. Sie waren besonders freund- lich gegen die Jugend, hoben die Kinder auf ihre Pferde und ritten mit ihnen auf dem Platze umher. Jeder Knabe wurde Kosak oder doch Kosakenpferd. Freilich wurden einige Ge- wohnheiten der heldenhaften Freunde empfindlich, sie hatten die Unart zu mausen, und in ihren Nachtquartieren merkte man’s handgreiflich, dass sie gar nicht säuberlich waren. Dennoch blieb ihnen bei Freund und Feind noch lange ein phantastischer Schimmer, selbst als sie sich in den Kämpfen, die jetzt unter civilisirten Menschen geführt wurden, als räuberisch, unzuver- lässig und wenig brauchbar erwiesen. Als sie später aus dem Kriege heimkehrten, bemerkte man, dass sie sich sehr verschlim- mert hatten. O. Freytag. 37. An mein Volk. So Wenig für mein treues Volk, als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, Welcher jetzt beginnt; klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs. Der Friede, der die Hälfte meiner Unter- thanen mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht, denn er schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ans- gesogen. Die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels war gehemmt, und dadurch die Quelle
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