Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 1 = 5. Schulj. - S. 12

1875 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
12 voll heißer Liebe für sein armes, unterdrücktes Volk erglühte, so war auch Armin nur seiner Bildung, nicht seiner Gesinnung nach ein Römer gewor- den. Sein Herz war und blieb seinem Vaterlande mit heißer Liebe zugethan. Er sah, als er in die Heimat zurückkehrte, die nahe Unterjochung seines Vaterlandes vor Augen. Immer weiter hatten sich die Römer mit List und Gewalt ausgebreitet; immer zahlreicher wurden ihre Schan- zen und Besatzungen aus deutschem Boden; immer mehr wurden deutsche Sitten verdrängt. Um allmählich und unvermerkt das Joch der Knecht- schaft über den Nacken der Deutschen zu werfen, entzog man ihnen durch Aushebung ihre junge Mannschaft, gewöhnte man sie an fremde Be- dürfnisse und römische Lebensweise und schickte ihnen römische Advokaten zu, die nach römischem Rechte die Streitigkeiten schlichten sollteil. Be- sonders hart wurden die Deutschen von Quinctilius Varus gedrückt, der jetzt Statthalter war diesseits und jenseits des Rheins. Die Deutschen haßten ihn; denn dieser Römer nahm ihnen nicht nur ihr Hab imb Gut, sondern suchte ihnen auch das alte gute Recht ails der Hand zu winden und die Sprache ihrer Väter zu verdrängen, damit sie auch dann, wenn sie redeten, immer daran denken sollten, daß sie Knechte seien des römi- schen Kaisers. Armin ergrimmte in seinem Herzen, als er die Schmach seines Vaterlandes sah, und er beschloß, die deutsche Freiheit zu retten. Aber das Unternehmen war schwierig und für einen gemeinen Kopf ganz un- ausführbar. Die Römer standen da mit einer großen Kriegsmacht, die sich an das rauhe Klima von Deutschland gewöhnt hatte. Die Deut- schen waren getheilt, schwer zu vereinigen und noch schwerer zusammen- zuhalten. Im offenen Felde konnten sie es nicht mit den kriegserfahrenen Römern aufnehmen; nur in sumpfigen, waldigen Gegenden, die sie ge- nau kannten, ließ sich Vortheil für sie erwarten. Das bedachte Armin und entwarf darnach seinen Plan. Sein Bruder Flavius war ganz und gar römisch geworden. Nach dessen Sinnesart beurtheilte nun auch Varus den Armin, welcher ebenso freundlich als Flavius gegen den römischen Feldherrn that und oft von Varus zu Tische geladen ward. Armin ließ ihn beim Glauben, bis das Werk der Befreiung, das er heimlich im Herzen trug, zur Reife ge- diehen sei. Denn heimlich hatte er die Besten seines Stammes zusam- menberufen und mit ihnen irr stiller Waldeinsamkeit Rath gepflogen. Alle erkannten, daß für die Deutschen nur darin Heil sei, wenn sie alle Römer, die im Lande saßen, wie böse Raubthiere auf einem einzigen Treibjagen erschlügen. Dazu inb er nun die benachbarten Brukterer und die Marsen und noch andere Stämme ein, und alle schlossen mit den Cheruskern eine Eidgenossenschaft ans Leben und Tod. Vorerst wollten sie -aber die Römer durch erheuchelte Demuth sicher machen, und wenn sich Römer bei ihnen zeigten, leisteten sie nicht den geringsten Widerstand. Indessen hatte Armin eine Jungfrau gesehen, die hieß Thusnelda. Keine andere im ganzen Cheruskerlande kam ihr gleich an Schönheit des Leibes und der Seele, und mit bitterem Schmerz sah auch sie die Er- niedrigung ihres Volks. Ihr Vater aber, Segest, hielt zu den Römern und hoffte durch ihren Beistand sich die Herrschaft über sein Volk zu
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer