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1. Theil 1 = 5. Schulj. - S. 131

1875 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
131 dürft, und endlich kam eine kleine Welle entschlossen hervorgesprungen. Nun zeigt sich die gewöhnliche Erscheinung: ein Kühner macht den An- fang, und der große Troß der Zagenden wird plötzlich, zu seinem eigenen Erstaunen, von Muth ergriffen und eilt, sich mit jenem ersten zu ver- einigen. Eine Menge anderer Quellen hüpften hastig ans ihrem Versteck, verbanden sich mit der zuerst hervorgesprungenen, und bald bildeten sie zusammen schon ein bedeutendes Bächlein, das in unzähligen Wasser- fällen und in wunderlichen Windungen das Bergthal hinabrauscht. Da ist nun die Ilse, die lieblicke, süße Ilse! Sie zieht sich durch das gesegnete Jlsethal, an dessen beiden Seiten sich die Berge allmählich höher erheben, und diese sind-bis zu ihrem Fuße meistens mit Buchen, Eichen und gewöhnlichem Blattgesträuche bewachsen, nicht mehr mit Tannen und anderem Nadelholz. Denn jene Blätterholzart ist vorherrschend aus den: Unterharze, wie man die Ostseite des Berges nennt, im Gegensatze zur Westseite desselben, die der Oberharz heißt und wirklich viel höher ist, und also auch viel geeigneter zum Gedeihen der Nadelhölzer. Es ist unbeschreibbar, mit welcher Fröhlichkeit und Anmuth die Ilse sich hinunterstürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstiicke, die sie in ihrem Laufe findet, so daß das Wasser hier wild emporzischt oder schäumend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten, wie aus tollen Gieß- kannen, in reinen Bogen sich ergießt und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja die Sage ist wahr: die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinab- läust. Wie blinkt im Sonnenscheine ihr weißes Schaumgewand! Wie flattern im Winde ihre silbernen Busenbänder! Wie funkeln und blitzen ihre Diamanten! Die hohen Buchen stehen dabei, gleich ernsten Vätern, die verstohlen lachend dem Muthwillen des lieblichen Kindes zusehen; die weißen Birken bewegen sich tantenhaft vergnügt und doch ängstlich über die gewagten Sprünge; der stolze Eichenbaum schaut drein, wie ein ver- drießlicher Oheim, der das schöne Wetter bezahlen soll; die Vöglein in den Lüften jubeln ihren Beisall; die Blumen am User flüstern zärtlich: „O, nimm uns mit, nimm uns mit, lieb' Schwesterchen!" ^ ^ , H. Herne. 20. Thüringen. Thüringen, du holdes Land, wie ist mein Herz dir zugewandt! Deine Bergeshäupter ragen auf gen Himmel kühn, und stolz und auf ihrem Scheitel tragen sie der Eichen stolzes Holz. Deiner Wälder grüne Hallen hegen, pflegen edles Wild, und das Lied der Nachtigallen frisch aus Busch uitb Haine quillt. Thüringen, du holdes Land, wie ist mein Herz dir zugewandt! Silbern springt in deinen Gründen mancher frische Labequell, und durch deine Thäler winden Bäche sich so klar und hell, und des Rasens Teppich breitet bunt sich zwischen Waldessaum, daß der Fuß des Wandrers gleitet stets auf hundertfarb'gem Raum. Thüringen, du holdes Land, wie ist mein Herz dir zugewandt! Früh ans deinen Feldern reifet goldner Aehren Segenswucht, daß, 9*
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